AW: Yvonnes's Nora - noch ohne Insulin
Hallo Yvonne,
Naja,ein bis zwei Wochen muß ich nun leider das RC Diabetic weiter füttern.
Stell dir vor, du hast eine Allergie auf Erdbeeren bekommen. Jedesmal, wenn du welche isst, bekommst du ganz schlimmen Ausschlag davon. Würdest du, nur weil gerade Erdbeerzeit ist, trotzdem weiter Erdbeeren essen und so riskieren, daß deine Allergie irgendwann so schlimm wird, daß du einen allergischen Schock bekommst und daran stirbst?
Sicher nicht.
Ähnlich ist es aber mit dem RC Diabetic. Es macht Noras Werte immer schlechter. Hohe Werte bekommen dem gesamen Körper nicht, die Zellen werden nicht mit Energie versorgt, so daß - obwohl jede Menge Zucker im Blut vorhanden ist - der Hungerstoffwechsel anspringt. Das bedeutet, daß die Katze ihre Reserven abbaut und von denen lebt. Dabei entstehen als alternativer Energieträger (da die Glucose durch den Insulinmangel nicht genutzt werden kann) Ketonkörper. Diese haben aber dummerweise die Eigenschaft, das Blut saurer zu machen. Und wenn es zu sauer ist, klappt der gesamte Stoffwechsel zusammen. Das ist ein absoluter Notfall, der sich diabetische Ketoazidose nennt (deshalb sollst du im Urin die Ketonkörper messen, damit wir das mitbekomen, wenn die Lage kippt). Da hilft nur noch eine intensivmedizinische Behandlung, die Kosten liegen fast immer in einem vierstelligen Bereich.
Also lieber Futter für 30 oder 40 Euro wegstellen, als 1500 Euro für die Tierklinik zu bezahlen (soviel hat es bei meiner Cleo damals gekostet), oder?
Auch das wurd mir hier schon ans Herz gelegt,dass ich bei meiner TA drauf bestehen soll ein Rezept für Lantus zu bekommen.
Ich wollte aber zunächst durch das Futter versuchen den Blutzuckerwert in Griff zu bekommen,und Spritzen erst dann wenn es wirklich nich mehr anders geht da es ja alles auch eine Kostenfrage is.
Es ist ja durchaus legitim, durch eine Futterumstellung die Werte bessern zu wollen. Wenn dann mußt du das aber sofort machen. Jeden Tag, den du das RC Diabetic weiter gibst, spielst du russisch Roulette und machst es schlimmer statt besser.
Nun habe ich aber noch eine Frage...Habe jetz schon oft von Urinteststreifen gelesen.Wieso bei Diabetes Urin testen?
Ich habe es oben schon erwähnt, hier noch mal eine ausführliche Erklärung:
Katz frißt (ob du Mensch oder Katze betrachtest, ist egal, denn das ist bei allen Säugetieren gleich), die Nahrung wird verdaut, d.h. bis in ihre kleinsten Bausteine aufgespalten: Glucose, Fette und Eiweiße. Diese werden aus dem Darm ins Blut abgegeben, dort kannst du den Glucosegehalt in Form des BZ messen.
Mit dem Blutkreislauf wird die Glucose durch den gesamten Körper transportiert, bis zur allerkleinsten Zelle. Normalerweise entnehmen die Zellen dem Blut die Glucose und nutzen sie als Treibstoff zur Energiegewinnung. Für den Transport der Glucose in die Zellen ist Insulin als Transportmittel notwendig. Dabei verbraucht sich aber das Insulin beim Transport selbst. Das ist damit zu vergleichen, daß für jeden Menschen, der mit dem Fahrstuhl fahren will, Strom zur Verfügung stehen muß. Der Strom, der bei einer Fahrt verbraucht wurde, steht für die nächste Fahrt nicht mehr zur Verfügung. Wird jetzt der Strom abgestellt, bleibt der Fahrstuhl stehen, wo er ist – niemand kann mehr damit fahren.
Genauso ist es mit dem Insulin.
Ist nicht genug Insulin da, gelangt nicht genug Glucose in die Zellen (oder gar keine, wenn gar kein Insulin von der Bauchspeicheldrüse produziert wird). Das heißt, die Zellen haben Energiemangel, sie senden das Signal HUNGER! - Katze geht zum Napf und frißt. Diese Nahrung wird verdaut, die Glucose ins Blut aufgenommen, durch den Körper zu den Zellen transportiert - ist aber immer noch kein Insulin da, kann sie also wieder nicht in die Zellen aufgenommen werden.
Die Zellen senden weiter das Signal "Hunger!", Katz frißt weiter, während der BZ immer weiter steigt (weil die Glucose sich ja inzwischen im Blut regelrecht stapelt).
Deshalb muß die Insulindosis so lange erhöht werden, bis die "richtige Dosis" erreicht ist. Das merkt man daran, daß die BZ-Werte in den gesunden Bereich zurück gehen. Diese Dosis muß die Katze dann auch weiterhin bekommen, weil sonst gleich wieder zu wenig Insulin da ist.
Genauso wie beim Fahrstuhl: wenn an einem Tag alle Leute transportiert worden sind, also niemand mehr vor der Tür wartet, kannst du nicht sagen "ab morgen kriegt der weniger Strom" -
dann reicht der Strom nämlich sofort wieder nicht mehr aus, um alle Leute zu transportieren, es bildet sich wieder eine Menschentraube vor dem Fahrstuhl, weil der Fahrstuhl mit reduzierter Strommenge auch nur weniger Menschen transportieren kann.
Wenn der BZ-Spiegel die Nierenschwelle übersteigt (ca. 200mg/dl), versuchen auch die Nieren, den BZ-Spiegel zu senken, indem sie den Zucker mit dem Urin aus dem Körper spülen. Je höher der BZ-Spiegel, desto mehr arbeiten die Nieren, desto mehr trinkt und uriniert die Katze auch.
Die Katze frißt also immer weiter, der BZ kann nicht in die Zellen aufgenommen werden, weil das Insulin fehlt. Das hat zur Folge, daß eine Katze mit Insulinmangel mit vollem Magen verhungern kann, deshalb fressen sie bei hohen BZ-Werten ohne Punkt und Komma.
Zusätzlich gehen die Nieren langsam daran zugrunde, daß sie die Glucose ausscheiden müssen. Je länger die Werte über der Nierenschwelle sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, eine chronische Niereninsuffizienz zu entwickeln. Bei Menschen muß dann irgendwann die Dialyse die Aufgabe der kaputten Nieren übernehmen, für Katzen gibt es das aber nicht.
Damit Katz trotz Insulinmangel nicht verhungert, schaltet der Körper auf Notbetrieb um und aktiviert den Hungerstoffwechsel. Dabei werden aus allen Energiespeichern des Körpers Reserven mobilisiert. Leider hat das einen Nebeneffekt: es entstehen sogenannte Ketonkörper, die zwar (wie Glucose) Energieträger sind, aber außerdem die Eigenschaft haben, daß sie das Blut sauer machen. Je saurer das Blut, desto mehr Probleme gibt es, bis hin zum völligen Zusammenbruch des Stoffwechsels, wenn überhaupt nichts mehr geht. Das ist dann eine sog. Ketonvergiftung - Ketoazidose. Dies ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der intensivmedizinisches Eingreifen erfordert.
Damit das nicht aus heiterem Himmel kommt, sondern wir den Anfängen wehren können, sollst du die Ketone messen. Die Ketonkörper mißt man am besten wie den BZ ebenfalls im Blut, allerdings sind die Teststreifen dafür sehr teuer. Deshalb kann man als Alternative bei akuter Finanzknappheit auf Urinteststreifen umsteigen. Man muß dann nur beachten, daß im Urin erst dann Ketone auftauchen, wenn sie im Blut schon massiv vorhanden sind. D.h. wenn im Urin Ketone vorkommen, dann bleibt keine Zeit mehr, um abzuwarten, dann hilft nur noch sofortige Insulingabe.