AW: Nadines Piepsel - Einstellung mit Lantus
hallo nadine,
es tut mir leid zu lesen, dass es piepsel zwischendurch so schlecht ging. ich hoffe, ihr habt die nacht gut überstanden und du musstest nicht wirklich noch mit piepsel in die tierklinik?
du bist bei silke und den mods hier in guten händen. warum ich dir dennoch auch noch schreibe, hat mit deiner verzweiflung zu tun, die ich hier aus jedem beitrag rauslesen kann und so so gut verstehe. du liebst deine piepsel und du möchtest nur das beste für sie und du gehst von ta zu ta und sogar zur tierklinik, investierst jede menge geld, machst alles, was die leute sagen und es geht piepsel immer schlechter und am ende weißt du einfach gar nicht mehr, was du machen sollst. ich kann so gut nachvollziehen, wie es dir geht und ja, es macht wütend und lässt einfach völlig verzweifeln, dass es völlig egal ist, wohin man geht und mit wem man spricht: jeder erzählt etwas völlig anderes und vor allem liegen die einzelnen meinungen der jeweiligen parteien kilometerweit voneinander entfernt, sodass man einfach nur noch gar nichts mehr weiß.
als wir von tillis diabetes erfahren haben, war das allererste, was ich gemacht habe, mich im internet einzulesen. noch bevor wir das gespräch zur insulineinstellung hatten (und das war nur einen tag nachdem die blutergebnisse da waren ;)), hatte ich alles an informationen intus, was ich bis dahin aufnehmen konnte. glücklicherweise war ich u.a. sofort hier im forum bzw. auf den zugehörigen informationsseiten gelandet. vom ersten moment an bedeutete das jedoch, dass wir gespräche mit tierärzten führten, die inhaltlich nichts mit dem zu tun hatten, was ich hier gelesen hatte. die mission im ersten gespräch war dann direkt, den ta von lantus zu überzeugen, was auch sofort geklappt hat. und ab diesem tag haben wir nie wieder irgendeine sinnvolle, diabeteskompetente unterstützung vor ort von einem tierarzt erfahren! noch im lantuseinstellungsgespräch beim ta wurden wir bzgl des futtermanagements falsch beraten usw.. wir betrieben regelrechtes ta-hopping, weil sich die ta zum teil auch in ihrem berufsethos angegriffen fühlten, als wir uns gegen ihre empfehlungen verhielten und ich mich irgendwann schon gar nicht mehr getraut habe dort zu erzählen, was wir wie und wann und warum mit tilli machen. wir sind inzwischen beim 4. oder 5. tierarzt und es gab neben der erkenntnis, dass die tierärzte schlicht und ergreifend nicht kompetent bzgl. katzendiabetes sind, wirklich nur ein einziges vorgehen, was geholfen hat, dass wir endlich eine klare linie fahren konnten: wir haben irgendwann aufgehört, unser vorgehen inhaltlich mit dem tierarzt und seiner meinung abzustimmen. beim jetzigen tierarzt, bei dem wir auch bleiben werden, sind wir in das erste gespräch gegangen mit folgender info für ihn: wir machen das komplette diabetesmangement selbst, wir möchten keine tipps zu dosen, futtersorten, vorgehen oder oder. wir wünschen uns sie als kooperierende ärztliche unterstützung bzgl. blutuntersuchungen etc., aber alles andere machen wir selbst. dieser tierarzt hat das, nachdem er gesehen hat, dass wir bzgl. katzendiabetes wirklich besser informiert sind als er, anstandslos akzeptiert und macht inzwischen, wenn wir mal wieder einen termin haben, nur noch das, was wir uns wünschen (gestern z.b. gerade mal wieder ein geriatrisches profil, weil wir den schilddrüsenwert und ein paar andere sachen checken wollen). das hat nichts damit zu tun, dass wir grundsätzlich anzweifeln, dass dieser mann ein guter tierarzt ist. das mag er sein und ich würde ihm tilli auch mit anderen körperlichen gebrechen anvertrauen, aber in bezug auf katzendiabetes kennt er sich einfach - wie 98% aller tierärzte - nicht aus. das kann man ihnen/ihm nicht mal vorwerfen, weil dieses thema im studium quasi nicht vorkommt (es gibt glaube ich eine einzige einheit (!) zu diabetes bei tieren im allgemeinen) und wenn man sich dann nicht aus eigener initiative heraus fortbildet, dann kann man einfach nicht kompetent in diesem themenfeld sein (zum vergleich: bei menschen ist das ein ganzes separates medizinisches feld...). das einzig schlimme ist, dass viele der tierärzte diesbezüglich völlig unreflektiert sind und die tierbesitzer völlig verrückt mit ihrer allwissenden haltung machen. das ist das einzige, was ich auch den letzten vier tierärzten vorwerfen würde, mit denen wir es zu tun hatten (und die meisten davon waren grundsätzlich bestimmt wirklich sehr kompetente tierärzte...).
tilli hatte zwischendurch einst einen ketonwert von 5,2 (noch gestiegen von einem ausgangswert von 3,1 oder so, ich erinnere mich gerade nicht mehr): ein großteil der tierärzte hatte davon noch nie was gehört, eine tierarzthelferin empfahl uns, genauer auf sie zu schauen, weil 3,1 doch recht nah am unterzucker ist (ähm.. aha, es ist aber der ketonwert?!?), wieder andere sagten, sie würden bei einem wert über 3 erstmal noch nichts unternehmen und die katze weiter beobachten, falls es zu auffälligkeiten käme, dann könne man ja immer noch tätig werden (genau, weil ketoazidosen auch nicht selten tödlich verlaufen...) und wir sollen doch jetzt mal aufhören uns verrückt zu machen und uns einzureden, dass unsere katze eine behandlung brauche etc. pp. blabla. ich bin ganz ganz sicher, dass wir unsere tilli verloren hätten, wenn wir damals nicht gemeinsam mit hilfe des forums das insulin unverzüglich und deutlich erhöht hätten.
wenn wir tierärzten erzählt haben, dass tilli zum teil dosen bis zu 2x 15ie lantus am tag braucht(e) (keine sorge, das ist keine normale dosis, tilli hat eine zusätzliche erkrankung), sind diese fast ins koma gefallen und hätten uns wahrscheinlich am liebsten tierquälerei vorgeworfen bis der tag kam, an dem wir schwarz auf weiß die bestätigung dafür hat, dass es eine berechtigung für diese drastischen erhöhungen gab.
kurzum: hör auf dein gefühl. versuch dich von der illusion zu lösen, dass die menschen vor ort dir helfen können, auch wenn du es dir so sehr wünschen und ihnen vertrauen würdest. du willst deiner katze etwas gutes tun, dann fahr eine einheitliche linie und fahr sie mit unterstützung der menschen aus diesem forum. trau dich bitte, höhere dosen zu geben um ein ansteigen der ketone zu vermindern (ich habe heute noch bei jeder spritze angst vor unterzucker, aber wir müssen das irgendwann aushalten, wenn wir unseren katzen ermöglichen wollen, in gesunde blutzuckerbereiche zu kommen) und miss diese regelmäßig, um einen guten überblick zu haben (du bekommst teststreifen relativ preiswert bei ebaykleinanzeigen). nur damit kannst du piepsel dauerhaft dabei unterstützen, mit ihrer diabetes gut zu leben. und wenn du nicht gerade so viel pech hast wie wir, dann wird sie irgendwann gut mit ihrem insulin eingestellt sein (schwankungen wie bei euch sind nicht unnormal - sowieso schon mal gar nicht bei ungünstigem zeit- und futtermanagement. es wird sich regulieren, sobald du der richtigen dosis nahe kommst. auch dann wird es vielleicht immer mal noch ausreißer nach oben und nach unten geben, weil der bz von x faktoren beeinflusst wird, aber es wird irgendwann großteils eine kontinuität geben mit einer höheren dosis) und ihr werdet beide entspannt(er) mit der sache umgehen können.
achso und ganz zum schluss: wenn tilli mal nicht fressen wollte, haben wir ihr immer noch eins, zwei andere sorten angeboten von denen meistens eine ging (schau mal in tillis blutzuckertabelle. alle dort aufgeführten sorten, die wir füttern, haben wir mit dem rechner durchgerechnet, da ist einiges dabei und alles beim fressnapf gekauft) und wenn das wirklich auch nicht geholfen hat, dann haben wir es mit katzenmilch angemischt und spätestens dann ging es. sie mag als leckerli zum beispiel die knupsertaschen von animonda (die liebt sie abgöttisch, habe ich aber bisher nur im internet gesehen. zb hier:
http://www.zooplus.de/shop/katzen/k...kh0OwK8RnQOowz_DKTgyxi62AxYPRqRcaAteuEALw_wcB) oder so ganz normale kaustangen ohne papier (zellulose), getreide und zucker, davon kannst du auch etwas über das futter drüberkrümeln.
und wenn du heute zum fressnapf gehst, dann lad dir, sofern du eins hast, noch die nfe-rechner-app auf dein smartphone :) dann kannst du auch vor ort immer durchrechnen.
so... jetzt hab ich ganz viel erzählt und wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich dich verstehe und mir alles, was du schreibst, bekannt vorkommt und deine ängste und sorgen so gut nachvollziehbar sind. bitte vertrau auf die menschen hier - nur damit kannst du piepsel helfen - und bitte bitte mach es dir selbst nicht unnötig schwer und geh ein riesiges gespräch mit den ärzten am mittwoch ein. sie werden andere dinge sagen, als hier im forum vorgeschlagen werden, sie werden sich sicher sein, dass es richtig ist, was sie sagen und sie werden versuchen, dich davon zu überzeugen. tu dir selbst einen gefallen und lass dich gar nicht erst darauf ein.
liebe grüße
maria