AW: Ulrike's Karlo - Einstellung mit Levemir
Hallo Ulrike,
du hast im Vorstellungsbereich eine Frage zum Messen der Ketone gestellt. Dort gehören nur die Vorstellungen hin, Antworten ist dort nicht möglich. Deshalb antworte ich hier, in deinem Thread. Hier gehört alles hin, was deine Fragen zu Einstellungen etc. von Karlo betrifft.
Liebe Katzenfreunde und -freundinnen,
vielen Dank für die herzliche Aufnahme in dem Forum! Einzig die Hinweise auf die niedrige Dosierung ( 2 x tägl. 1 IE Levemir) beunruhigen mich doch sehr. Bei dem ersten Tierarzt (kenne ich seit 8 Jahren) und war immer mit den Katzen bei ihr, habe ich ja schon sehr schnell reagiert und den TA gewechselt. Aber jetzt habe ich ein sehr gutes Gefühl und möchte mich doch so gerne auf seine Fachkompetenz verlassen. Ich kann auch nicht einfach selbständig wieder anders dosieren, dann würde er mit einigem Recht bzgl. der weiteren Behandlung vielleicht doch sehr kritisch reagieren.
Ich habe noch eine Bitte: Heute habe ich in der Apotheke versucht, ein Ketonenmessgerät zu bestellen. Der Apotheker war etwas überfordert. Könnt ihr mir bitte genau sagen, welches Messgerät ich bestellen soll? Die Info: Freestyle Präcision von Abbot hat ihm irgendwie nicht gereicht.
Vielen Dank und lieben Gruß
Ulrike
Es ist mir nicht ganz klar geworden, wieso du den ersten TA gewechselt hast und zu einem gehst, der doch erkennbar keine Ahnung von Diabetes hat.
Ok, das ist unklar ausgedrückt: für uns ist sofort erkennbar, daß er keine Ahnung haben
kann, denn wenn er die Dosierung schlagartig auf ein Zehntel der bisherigen Dosierung senkt, dann beweist das, daß er nichts um das Wirken von INsulin weiß.
Ich erkläre es mal.
Wenn Katz frißt, wird die Nahrung verdaut. Dabei ensteht als einer der kleinsten Bausteine Glucose, also Traubenzucker. Diese Glucose wird durch die Darmwand in den Blutkreislauf transportiert, dort messen wir ihren Anteil als den Blutzuckerwert.
Durch den Kreislauf gelangt die Glucose zu allen Zellen des Körpers. In denen wird sie zur Energiegewinnung benötigt, ist sozusagen der Treibstoff, der alles am Laufen hält. Du kennst sicher selbst das Gefühl, wenn man vor Hunger ganz schwach ist - dies ist ein Zeichen, daß dir dringend Glucose fehlt (also Nahrung zum Verdauen zu Glucose).
Damit die Glucose aber aus dem Blut in die Zellen gelangen kann, ist ein Insulin notwendig. Es wirkt so ähnlich wie ein Pförtner, der Besucher einläßt. Das Insulin verbraucht sich dabei, es kann also nicht mehrfach hinterneinander wirken, deshalb bildet die Bauchspeicheldrüse normalerweise laufend neues Insulin.
Wenn das nicht der Fall ist, passiert folgendes: Die Glucose kreist im Blut, in den Zellen kommt aber nichts an. Das Tier (oder auch jeder Mensch) kriegt Hunger, das ist das Signal des Körpers für "Energiemangel". Karlo geht also zu seinem Napf und frißt. Diese Nahrung wird wieder verdaut und wieder geht die Glucose ins Blut. Sie kann aber wiederum nicth in die Zellen transportiert werden, weil ja imer noch kein Insulin da ist! Also bleibt sie im Blut, reichert sich dort an, wird immer mehr -> der Blutzuckerwert steigt aber das Tier hat weiter Hunger.
So geht das immer weiter ohne Ende, solange kein (oder nicht genug) Insulin da ist, haben die Zellen einen immer dramatischeren Energiemangel. Deshalb haben schlecht oder gar nicth eingestellte Diabetiker ständig schlimmen Hunger, sie können sozusagen mit vollem Magen verhungern.
Damit letzteres nicht passiert, schaltet der Körper um auf Notversorgung, das heißt, es werden die Energiereserven des Körpers angezapft und mit der Zeit aufgebraucht (deshalb hat Karlo abgenommen). Als Nebeneffekt dieser sog. katabolen Stoffwechsellage entstehen Ketonkörper, sie sind Abfallprodukte, die nicht weiter verwertet werden können. Diese säuern das Blut immer mehr an, bis es so sauer ist, daß der Kreislauf komplett aus dem Ruder läuft, daß nichts mehr geht. Der Kreislauf bricht völlig zusammen. Das nennt man eine Ketoazidose, also eine Übersäuerung durch Ketone. Sie ist absolut lebensgefährlich und muß bei Tier und Mensch intensivmedizinisch versorgt werden, was aber leider nicht immer gelingt.
Verstehst du jetzt, warum Karlo dringend mehr Insulin braucht? Wir wissen ja nicht, wie viel oder wenig Insulin seine eigene Bauchspeicheldrüse noch produziert. Dies bekommen wir nur heraus, indem wir solange INsulin spritzen, bis die Werte sich normalisieren - daran merken wir, daß er dann genug Insulin bekommt. Bei 10 IE Insulin hatte Karlo noch sehr hohe Werte, das heißt, die Insulinmenge hat nicht ausgereicht. Wie soll dann bitte ein Zehntel dieser Menge reichen?
Ich kann dir aber auch erklären, warum dein jetziger TA so handelt. TÄ wissen in den wenigsten Fällen etwas über Diabetes, außer daß man halt Insulin spritzen muß. Die Zusammenhänge kennen die wenigsten, weil sie in der Ausbildung einfach keinen Platz haben. Gleichzeitig aber kursiert überall in der Literatur ein SChreckgespenst von angeblicher Insulinesistenz, dem Somogyi-Effekt.
Ob es den wirklcih gibt, ist bis heute umstritten. Mir wurde bei Cleo jedenfalls damals auch eingeredet, daß sie ihn hätte, dabei wäre sie fast an einer Ketoazidose gestorben. Erst daraufhin kam ich hier ins Forum.
Bei den STudien, die wir ua. hier im Forum durchgeführt haben, wurde klar, daß zumindest unter Levemir bzw. Lantus kein derartiger Effekt gefunden wurde.
Auf der Informationsseite von Caninsulin wird er aber als Tatsache genannt - nun ja. In früheren wissenschaftlichen Veröffentlichungen stand auch mal, daß die Erde eine Scheibe ist.
Hier ist ganz klar deine eigene Verantwortung gefragt: vertraust du dem TA, der so drastisch ohne jede weitere Untersuchung die Dosis reduziert?
Zur Veranschaulichung: stell dir vor, du hast bisher 10 Einheiten eines schmerzsmittels erhalten, weil du so starke Zahnschmerzen hast. Der Effekt war nicth berauschend, du hattest immer noch starke Schmerzen. Wie weit kommst du wohl, wenn ein anderer Arzt dir sagt, daß du ab sofort nur noch 1 Einheit dieses Schmerzmittels nehmen sollst?
Du mußt dich also entscheiden: glaubst du unserer Erfahrung, die sich über viele Jahre mit vielen Katzen angesammelt hat - oder glaubst du deinem TA, der im Jahr vielleicht 5 Katzen mit Diabetes behandelt und dem es egal ist, wie das ausgeht? Denn dein TA verlangt die Bezahlung der Rechnung ür die Behandlung auch dann von dir, wenn Karlo stirbt.
Diese Entscheidung können wir dir nicht abnehmen. Aber wir können dir ganz klar sagen: wenn du auf den TA vertraust, der die Dosis so drastisch reduziert hast, mußt du dich bald von Karlo verabschieden. Das ist keine Drohung, sondern ganz logische Folge eines Behandlungsfehlers, der bei einem Humanmediziner sofort mit dem Entzug der Zulassung geahndet würde.