Umstellung von Trockenfutter-Junkies

Hallo zusammen,

meine Tieraerztin ist sehr pro-Nassfutter/Rohfutter - fuer all ihre Patienten, nicht nur die diabetischen. Sie ist in diesem Bereich sehr engagiert und hat auch in der Fachliteratur zum Thema optimale Ernaehrung von Hunden und Katzen geschrieben. Deswegen habe ich sie mal gefragt, wie sie ihre Trockenfutter-suechtigen Katzen umstellt. Hier ihre Antwort:

Um TF-suechtige Katzen die ueberhaupt kein Nassfutter fressen wollen auf Nassfutter umzustellen laesst man die Katze NICHT hungern - sie ist sturer als ihr Tierarzt, der Tierhalter und als ihre Leber es zulaesst ("they will outlast their vet, their owner and their liver").

Die Katze wird mit Medikamenten umgestellt:

1. Cyproheptadine (Periactin): in Kanada gibt es dies in Tabeletten-Form (4 mg), davon gibt es eine halbe Tablette 2x pro Tag. Funktioniert aber nicht immer, sollte daher 2 - 3 Tage getestet werden. Es gibt keine Nebenwirkungen bei einer niedrigen Dosierung.

2. Clonazepam: in Kanada gibt es 0,5 mg Tabletten. Davon gibt es 1/8 Tablette 2x pro Tag (und ja man kann eine vierteltablette noch einmal Teilen!). Wenn die Katze nach 2 Tagen immer noch unkooperativ ist, wird die Dosis verdoppelt. Der Nebeneffekt ist Schlaefrigkeit, was in einer Katze nicht stoerend ist, man muss es einfach nur wissen. Wenn die Katze 2 bis 4 Wochen gut gefressen hat wird das Clonazepam langsam reduziert. Dieses Vorgehensweise klappt ihrer Erfahrung nach immer.

3. Corticosteroide: sind hier eine schlechte Wahl, besonders bei diabetischen Katzen, da sie die BZ-Werte ansteigen lassen. Ausserdem funktionieren nicht besonders gut als Appetittanreger. Prednisone wird schlecht in die aktive Form in den Katzen umgewandelt. Ein Pluspunkt fuer Dexamethasone ist jedoch, dass es geschmacklos ist kann so in Nahrung in den Katzen gemischt werden, die sich keine Tabeletten geben lassen.

Dosierung und Vorgehensweise sollte natuerlich mit deinem Tierarzt besprochen werden!

Bei Katzen die freiwillig NF fressen, aber dadurch Durchfall entwickeln, wird das Futter langsam ueber mehrere Wochen umgestellt. Dies funktioniert auch sehr gut.
 
AW: Umstellung von Trockenfutter-Junkies

Hallo Kirsten,

vielen Dank für die Infos. Wir sind zwar nicht mehr so sehr betroffen, da Rübe hauptsächlich mittlerweile Nafu futtert.

Ich hab' jetzt interessehalber mal nach diesem Clonazepam gegoogelt und bin ehrlich gesagt ein bisschen erschrocken; ist das das gleiche was ich hier http://de.wikipedia.org/wiki/Clonazepam gefunden habe :loss:

Wenn ja, bewirkt es bei Hund oder Katze etwas anderes?
 
AW: Umstellung von Trockenfutter-Junkies

Hallo Kirsten,
das ist sehr interessant zu lesen! Wieder mal Danke für eine tolle Recherche!!
Aber ich muss ja gestehen, Medis die nicht wirklich nötig sind, sind nicht so mein Ding (Nebenwirkungen...). In den Barfer Foren Berichten einige Leute von angeblich absolut hartnäckigen Trofu Junkies. Meistens stellt sich aber heraus, dass die Leute dem Miezelchen, was seit 10 Jahren Trofu futtert einfach eine Schale mit Nafu hingestellt haben oder ein Stück rohes Fleisch:roll: Das mag bei manchen funktionieren aber oft eben nicht.

Besonders beeindruckt hat mich ein Bericht einer wirklich erfahrenen Barferin. Sie hatte einen wirklichen Trofu Junkie! (ich spreche gar nicht ab, das es das gibt!) Und sie hat mit engelsgeduld :angel: in monatelanger Kleinarbeit ihre Katze umgestellt von Trofu auf Nafu und dann auf Barf. Sie fing mit einem Stück Trofu an, was sie feucht gemacht hat und unter das restliche Trofu gemischt hat. Stück für Stück wurde das mehr bis sie endlich anfangen konnte Nafu unter zu mischen. Ich bewundere sie sehr für Ihre Geduld, wie lang der Weg war kann man sich ja nun vorstellen:up: Bei diesem Mäuschen wäre ich wohl auch auf Tabletten umgestiegen... Aber mir sagt das einfach: mit Geduld und dem Willen ist fast alles machbar:grin:

Ich kann nur jedem, der sein Fellmäuschen umstellen will empfehlen mal in Barfer Foren zu lesen, wie man am besten Futter umstellt. Da gibts viele Tips und Tricks. Bei manchen ist das sicher auch vergeblich, aber oft kann man mit Geduld wirklich das Futter umstellen. Aber alle Beiträge da sind natürlich auch mit Vorsicht zu genießen. Es gibt den ein oder anderen, der seine Katze hungern lässt, trotz der Gefahr, dass sich nach 2 Tagen ohne Futter ein irreversibler Leberschaden entwickeln kann....

Aber spannend, dass man da mit Medis helfen könnte. Da die meisten Dinge, die mit Appetit zu tun haben irgendwas im Gehirn bewirken, soweit ich weiß,.... da bin ich zu sehr Psycho soetwas zu probieren bevor ich alles andere durch hab:stupid: Aber als letzter Ausweg doch durchaus spannend. Auf alle Fälle besser als Trofu bis ans Lebensende.

Liebe Grüße
Jessica
 
AW: Umstellung von Trockenfutter-Junkies

Uhhh!

Da wär ich aber ein bißchen vorsichtig!
Hab jetzt die weiteren Links nicht gelesen.
Aber ich würde Medis nur geben, wenn es bei der Katze um Leben und Tod geht.
So hat mein Lancelot z.B. Valium bekommen, damit er einen Fressflash bekommt. Allerdings habe ich ihm schon fast sein Grab ausgehoben!!!

Nee, ich würd lieber alles sonst ausprobieren.
Kermit war auch ein TroFu Junkie, bei ihm hat es irgendwann auch geklappt, da er dringend Diät machen mußte, wurde ich rigoroser.
Jetzt frißt er wieder alles, was ich ihm vorsetze.

Liebe Grüße
Helena
 
AW: Umstellung von Trockenfutter-Junkies

Hallo Helena,

ich persönlich würde auch nur im äußersten Notfall mit Medikamenten von TroFu umstellen. Mit viel Geduld und Konsequenz kann man es auch ohne bei einer Vielzahl von Katzen schaffen, immer Stück für Stück.
Aber bei den Fällen, wo nichts anderes mehr hilft und es aus gesundheitlichen Gründen dringend sein muss (oder lebensbedrohende Appetitlosigkeit herrscht) ist es gut, dass es diese Möglichkeit gibt.

Ich finde aber auch, dass dies nicht ein "praktischer Weg" für alle Tierhalter sein darf.
 

Conny

Benutzer
AW: Umstellung von Trockenfutter-Junkies

Hallo Kirsten,

mein Problem wäre dabei, dass ich nicht wüsste, was diese Medikamente sonst in meiner Katze auslösen.

Ein Mensch kann Medikamente zu einem bestimmten Zweck einnehmen und berichten, wie es ihm damit geht. Eine Katze kann dies nicht. Und gerade weil es sich hier um Medis handelt, die auch die Psyche beeinflussen (können) - sind sie mir unheimlich.

Es gibt einen Autor und (selbsternannten?) Katzenverhaltensspezialisten, der Problemfälle gern mit Psychopharmaka behandelt. Das find ich arg gruselig, denn wer kann sagen, wie es in diesen Katzen aussieht? Sind sie äußerlich ruhig und haben all ihre Ängste und Aggressionen doch noch in sich, nur nicht mehr fähig, sie zu äußern? :loss:

Ich könnte jetzt noch endlos Befürchtungen äußern, aber ich glaube, es wurde deutlich, wo meine Gedanken so hingehen.

Also werde ich weiter versuchen, Isa unter die Miamor FF teelöffelweise Normal-NaFu zu schmuggeln, auf dass sie sich an den Geschmack gewöhnt und es irgendwann auch lecker findet :nice:

Liebe Grüße
Conny
 
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