Harnwegsinfekte

Prävalenz

Diabetische Katzen und CNI Katzen leiden oft an Harnwegsinfekten. In einer neuen, retrospektiven Studie wurde gezeigt, dass 12% von Diabetes-Katzen und 22% von CNI-Katzen Harnwegsinfekte hatten, die meist symptomlos verliefen.

Symptome

Harnwegsinfekte sind fast nie im Blutbild oder der klinischen Chemie festzustellen. Und die meisten diabetischen (CNI) Katzen zeigen keine Symptome eines Harwegsinfektes!

Jedoch können manchmal folgende Symptome beobachtet werden:

  • Blut im Urin
  • Die Katze sucht häufig die Katzentoilette zum Harnabsatz auf
  • Die Katze versucht krampfhaft, Harn abzusetzen und kann dabei vor Schmerzen aufschreien
  • Sie leckt verstärkt ihr Hinterteil bzw. die Penisgegend
  • Eine normalerweise stubenreine Katze wird unsauber
  • Bei Verdacht auf Harnwegsverschluss sollte die Katze sofort zum Tierarzt gebracht werden - dies ist ein Notfall der sofort behandelt werden muss!!! Die oben genannten Symptome können auch bei Katzen mit Harnwegsverschlüssen beobachtet werden. Bei einem kompletten Harnwegsverschluss wird gar kein Urin mehr abgesetzt, die Katze wird lathergisch, sie hört auf zu essen, sie erbricht und/oder möchte sich nicht mehr bewegen. Ohne Behandlung wird die Katze innerhalb von 24 bis 48 Stunden in ein Koma fallen und sterben.

Uringewinnung

Siehe Link. Optimal ist eine Blasenpunktion beim Tierarzt.

Analyse vom Urin

Folgende Untersuchungen sollten gemacht werden.

  1. Wie der Urin aussieht: Farbe, Trübheit, usw. Gesunder Urin ist klar und gelblich.
  2. Das Sediment: Urin wird in einer Zentrifuge geschleudert um Sediment zu erzeugen. Bakterien im Sediment, wie auch weiße Blutkörperchen, sind stark mit Harnwegsinfekten assoziiert. Auch wichtig, aber eher zweitrangig, sind Protein und Blut.
  3. Der Urin wird benutzt um eine Harnkultur anzulegen: es wird geschaut ob überhaupt Bakterien im Urin sind indem man etwas Urin auf ein Wachstumsmedium streicht und über mehrere Tage schaut ob etwas wächst bzw. ob vorhandene Bakterien sich vermehren.
  4. Sehr oft wird der Urin in der Tierarztpraxis nur mittels Urinteststreifen analysiert. Diese Methode ist ungenau und kann falsche Ergebnisse liefern, so dass die Katze falsch oder gar nicht behandelt wird. Fehlerquellen sind z.B.
    	Leukozyten postitiv -> diese werden bei Katzen immer
    	                       falsch positiv angezeigt, sie
    	                       geben also keinen Hinweis auf einen HWI.
    	Nitrit negativ      -> nicht alle Bakterien produzieren Nitrit
    
    Gerade diese 2 Parameter werden aber für die Diagnose eines HWI herangezogen. Die alleinige Analyse des Urins mittels Teststreifen ist also ungeeignet.
  5. In der oben genannten Studie waren in 11% der Fälle die Bakterien (hoch) resistent gegen manche Antibiotika. Deswegen sollte ein Antibiogramm gemacht werden, wenn die Harnkultur positiv ausfällt und/oder Bakterien im Sediment entdeckt werden. Dann weiss man gegen welche Antibiotika die vorhandenen Keime noch empfindlich sind.

Behandlung vom Harnwegsinfekt

  • Für einfache/erste Harnwegsinfekte und während man auf die Ergebnisse der Harnkultur wartet sollte sofort ein Breitbandantibiotikum eingesetzt werden. Empfohlene Sorten sind Amoxycillin/Clavulansäure oder Enrofloxacin (Baytril).
  • 8-10 Tage nach Beginn der Antibiotika-Therapie sollte nochmals eine Harnkultur gemacht werden, wie 10 Tage nach dem Abschluss der Therapie.
  • Diabetische Katzen sollten in unkomplizierten Fällen 14 Tage lang behandelt werden.
  • Das Antibiotikum sollte täglich verabreicht werden, um die Konzentration im Urin konstant hoch zu halten.
  • Bei komplizierteren/chronischen Fällen in diabetischen Katzen sollte die Antibiotika-Therapie länger sein z.B. 21 Tage, 30 Tage und in seltenen Fällen (z.B. Nierenentzündungen) sogar noch länger.
  • Bei manchen Antibiotika, die sehr lange gegeben werden müssen, sollten regelmäßig die Nieren- und Leberwerte überprüft werden.
  • Baytril ist ein extrem wirksames Breitbandantibiotikum. Es ist ganz besonders gut für Nierenentzündungen geeignet, wo es selbst noch Bakterien erreicht, die tief in den Nieren angesiedelt sind und die weniger starke Antibiotika nicht mehr erreichen können. Aber dieses Antibiotikum muss sorgfältig dosiert werden, denn eine Überdosierung kann zu retinalen Problemen (einschließlich Erblindung) bei Katzen führen. Man sollte sich eng an die Richtlinien des Herstellers halten.
  • Marbofloxacin (Marbocyl in Europa, Zeniquin in USA) ist auch ein gutes, relativ neues Breitbandantbibiotikum für Harnwegsinfekte. Man sollte sich auch hier an die Richtlinien des Herstellers halten.
  • Convenia ist ein Antibiotikum mit Depotwirkung von bis zu 14 Tagen, das der Tierarzt spritzt. Es wirkt bei einem HWI ausschließlich gegen E.coli Bakterien. Deshalb sollte es nur gegeben werden, wenn der Erreger bestimmt und ein Antibiogramm gemacht wurde. Ein Nachteil ist, dass bei einer Unverträglichkeit das Medikament nicht abgesetzt werden kann, sondern weiter wirkt.
  • Bei Antibiotika-Behandlungen werden auch die guten Bakterien im Darm der Katze zerstört. Es gibt verschiedene Präparate mit probiotischen Bakterien die während und nach der Antibiotika-Behandlung verabreicht werden können.
  • Antibiotika können in manchen Fällen Magenverstimmungen und Erbrechen hervorrufen.

Unterstützung der Therapie und Vorbeugung

Bei Harnwegsinfekten, die durch E.coli oder Klebsiellen ausgelöst wurden, kann man unterstützend sowie vorbeugend Mannose geben.

Links

Autorin: Kirsten mit Tilly
Datum: Februar 2006, überarbeitet November 2013 Petra und Schorschi