Hi Björn,
was Deine TÄ macht, ist die 0815-CNI-behandlung. Aber das geht bei weitem besser.
A) Diagnostik
1. Vernünftiges BB. Die 2 Nierenwerte BUN und Crea vom Februar reichen bei weitem nicht aus und ich würde bei kranken Katzen eh halbjährlich ein komplettes BB machen lassen. Also ab zum TA mit dem Auftrag ein sog. geriatrisches Profil mit Auswertung im externen Labor. Dauert 2 Tage und hat das beste Preis-Leistungsverhältnis.
Ideal wäre, wenn Du noch VitB12 und Eisen mitmachen ließest. Kostet aber extra, Erklärung kommt unten.
2. Urincheck mit Nierenprofil, nämlich u.a. auf ph-Wert, Kristalle, Eiweiß, Creatinin, UPC und spezifisches Gewicht. Bitte nicht nur einen Stick vom TA reinhängen lassen. Lass es am besten auch im externen Labor machen.
Urin entweder selbst auffangen (Kelle und Schraubgläschen heiss überbrühen, Kelle untern Po, wenn Katze mit Pieseln begonnen hat, Pipi ins Gläschen und ab zum TA, bis dahin im Kühlschrank aufbewahren)
oder der TA drückt die Blase aus oder punktiert. Urin selbst auffangen wäre am stressfreisten für Gizmo.
3. Blutdruck messen. Katzen mit CNI haben oft erhöhten BD. Der sollte regelmässig gecheckt werden. Zu hoher BD kann schwerwiegende Folgen haben. Frag aber nach, nicht jeder TA hat überhaupt ein Gerät dafür. Es gibt mitterweile auch ein günstiges Gerät für ca. 50 Euro für zuhause. Kommt aus China. Link hatte ich hier schon gepostet in einem eigenen Beitrag.
B) Medikation:
1. Benazecare: Das ist ein ACE-Hemmer, also ein Medikament was bei Herzproblemen und hohem Blutdruck bei Menschen eingesetzt wird. Bei Katzen ist es vor allem bei Proteinurie (Proteinverlust über den Urin) indiziert. Allerdings wird Proteinurie nur per Urincheck festgestellt, als Indikator gilt hier wenn der UPC erhöht ist.
Es wirkt auch BDsenkend. Deshalb muss der BD überwacht werden.
Bei Gabe sollte aber immer auch der Kaliumwert überwacht werden.
Keines von den 3 Dingen ist hier passiert.
Also unbedingt nachholen.
Dann schauen wir weiter.
2. Falls der BD zu hoch sein sollte muss man ein zusätzliches Medikament zur Senkung geben (Amlodipin). Aber dafür muss man den BD eben messen.
3. Gabe von Vitamin B und Eisen: CNI-Katzen tendieren oft in Richtung Anämie und haben durch das viele pieseln oft einen Mangel an VitB und oft auch Eisen. Dafür brauchen wir aber die entspr. Blutwerte. VitB12 und Folsäure kannst Du auf Verdacht geben (z.B. das von purecaps), da ein zu viel ausgeschieden wird. Es wirkt übrigens auch appetitanregend. Bei Eisen wäre das gefährlich, deshalb sollte man das vorher kontrollieren. Ab und an ein wenig rohe Leber füttern, kannst Du aber ruhig machen, falls er das nimmt.
4. Homöopathie: Allgemein empfohlen bei CNI wird die Gabe von SUC der Firma Heel. SUC= Solidago, Ubichinon, Coenzyme. 2 davon gibt's als ad us evt, also für Tiere. Das sind so kleine Ampullen. Man mischt den Inhalt zu jeweils gleichen Teilen und gibt dann 3 ml der Mischung. Man kann es Spritzen oder oral verabreichen. Entweder per Spritze direkt langsam uns Mäulchen geben oder in einen Miniklecks Joghurt oder Quark rühren. Wie bei allen homöopathischen Mittel, sollte man immer ca. 30 min. Abstand zum Futter und anderen Medis halten. SUC ist kein Schnapper und manche lehnen Homöopathie grundsätzlich ab. Ich setze es gerne ein.
Gibst am günstigsten online.
5. Säurehemmer: Durch den Überschuss an Harnstoff um Blut entsteht eine Übersäuerung. Das wirkt sich aus durch schmatzen, mit den Zähnen schaben, Lippen lecken, übers Mäulchen tatzen, Erbrechen von Flüssigkeit, schlecht Fressen.
Dem kannst Du mit einem klassischen Säureblocker wie Ranitidin, Omeprazol, Cimetidin entgegenwirken oder mit SEB Ulmenrinde. Details dazu:
http://www.tierhomoeopathie-ausbildung.de/wissenswertes/hausmittel-datenbank/ulmenrinde.html
Mit SEB habe ich gute Erfahrungen. Man muss es halt irgendwie in die Katze bekommen und eben auch wieder 1 h Abstand zu Hauptfutter und Medis halten.
C) Futtermanagent:
CNI-Katzen futtern oft schlecht durch die Übersäuerung. Deshalb ist es wichtig, dass sie überhaupt futtern. Wie Du schon bemerkt hast, ist zu lange ohne Futter nicht gut. Wenn der Magen leer ist, kommt oft die Säure hoch. Deshalb solltest Du viele kleine Mahlzeiten geben. Ähnlich wie bei Diabetes.
Durch den Flüssigkeitsverlust vom vielen Pieseln ist eben Trofu absolut kontraproduktiv. Also weg damit. Ob ein Nierenfutter überhaupt angezeigt ist, zeigt der Phosphatwert, denn Nierenfutter hat lediglich reduzierte Phosphatwerte. Das wird bei den klassischen Marken wie Kattovit Royal Canin, Hills etc. durch mehr von Katzen eigentlich nicht verarbeitbare pflanzliche Stoffe ausgeglichen. Ich persönlich halte nicht viel davon. Die wenigsten Katzen mögen es auch gerne.
Ideal wäre ein phosphatarmes Futter mit viel hochwertigem Eiweiss, dh. viel Muskelfleisch, ohne Knochen und etwas weniger Natrium wegen des Blutdrucks.
Sheba und Co. hat leider genau das nicht. Es werden eher günstige Schlachtabfälle, Knochen usw. verwendet.
Ich habe deshalb für meinen Diabetes-CNi-Kater jahrelang selbst Barf hergestellt. Aber das müsste Gizmo halt auch fressen. Wäre aber in meinen Augen das ideale Futter.
Bei zu viel Phosphat im Blut (Wert sollte regelmässig gecheckt werden!!!) kann man zur Not und wenn Katze nichts anderes akzeptiert, normales Nafu geben und einen Phosphatbinder untermischen. Das ist aber eben nicht so gut wie das Phosphat von vorne herein zu vermeiden. Die meisten TÄ kennen leider nur Ipaktine. Das ist auf Calciumbasis. Hier sollte also der Ca-Wert im Blut überwacht werden. Ipaktine ist auch weniger potent als das schon erwähnte Aluoxid.
Aber erst brauchen wir mal den Phosphatwert im Blut.
Hochwertigeres Futter mit moderatem Phosphatwert ist u.a. das feringa von zooplus, grau getreidefrei z.T. oder defu Bio. Alles bis 0.2% Phosphor ist ganz ok. Leider steht es bei den meisten normalen Sorten nicht drauf. Man kann auch da zusätzlich mit Phosphatbinder arbeiten bei Bedarf. Die klassischen Nierenfutter haben weniger.
So, jetzt hast Du mal etwas Lesestoff bzw. ein paar Aufgaben.
Wenn Du BB und Urinprofil hast, schauen wir weiter.