Harnwegsinfekte bei SDÜ-, Diabetes- und CNI-Katzen

Quelle: Mayer-Roenne B, Goldstein RE, Erb HN. "Urinary tract infections in cats with hyperthyroidism, diabetes mellitus and chronic kidney disease", J Feline Med Surg, Nov 4 2006

Hier die interessantesten Ergebnisse:
  • 12% von Katzen mit Schilddruesenueberfunktion hatten einen Harnwegsinfekt (n = 90, also gab es insgesamt 90 SDÜ-Katzen mit und ohne Harnwegsinfekt in der Studie)
  • 12% von Diabetes-Katzen hatten einen Harnwegsinfekt (n = 57)
  • 22% von CNI-Katzen hatten einen Harnwegsinfekt (n = 77)
  • Urin wurde in fast allen Fällen durch Blasenpunktion gesammelt. Nur mit dieser Methode konnte eine aussagekräftige Diagnose gemacht werden, da jedes Wachstum von Bakterien in einer Harnkultur als positives Ergebnis bewertet werden konnte.
  • Es hatten 35 Katzen von insgesamt 224 einen Harnwegsinfekt.
  • Nur 6 von den 35 Katzen hatten die klinischen Symptome eines Harnwegsinfekts.
  • Harnwegsinfekte waren weder im Blutbild noch bei der klinischen Chemie festzustellen.
  • 8 Katzen mit einem Harnwegsinfekt hatten keine messbaren Bakterien im Urin und 6 von diesen 8 hatten auch keine untypischen Befunde in ihrem Urinsediment. Deswegen schreiben die Autoren, dass eine Harnkultur der "Gold-Standard" ist um eine korrekte Diagnose bei SDÜ-, Diabetes- und CNI-Katzen zu machen.
  • Bakterien im Sediment, wie auch weisse Blutkörperchen, waren stark mit Harnwegsinfekten assoziiert.
  • Bei diabetischen Katzen waren niedriges Spezifisches Gewicht des Urins (<1.020) wie auch Glukose im Urin mit Harnwegsinfekten assoziiert.
  • CNI-Katzen können auch Glukose im Urin haben, vermutlich nicht durch erhöhte Blutzuckerwerte sondern durch geschädigte Nieren. Interessanterweise wurde Glukose im Urin, und nicht niedriges Spezifisches Gewicht, mit dem Auftreten eines Harnwegsinfektes in CNI-Katzen assoziiert.
  • Bei Katzen mit SDÜ oder CNI waren mehr weibliche Tiere betroffen. Dieser Unterschied konnte aber nicht bei Diabetes-Katzen festgestellt werden, was allerdings anderen Studien widerspricht.
  • In 89% der Fälle waren die Bakterien Amoxycillin/Clavulansäure-sensitiv und in 83% der Fälle Enrofloxacin-sensitiv (Baytril). Also, empfehlen die Autoren mit Amoxycillin/Clavulansäure bei einem Harnwegsinfekt zu starten.
  • In 11% der Fälle waren die Bakterien jedoch (hoch) resistent. Aus diesem Grund werden Antibiogramme empfohlen um festzustellen, welche AB-Therapie noch erfolgreich eingesetzt werden kann.
  • In den meisten Fällen wurden Escherichia coli (46.0%) oder Enterococcus faecalis (27.0%) identifiziert. Andere Bakterien wurden alle wesentlich seltener (<5.4%) gefunden.
 
AW: Harnwegsinfekte bei SDÜ-, Diabetes- und CNI-Katzen

Hallo Kirsten,

das ist ja sehr interessant! Wenn ich jetzt alles richtig verstanden habe, kann auch eine Entzündung der Harnwege ohne Symptome oder Beschwerden ablaufen? Tommy hat ja auch schon immer bei Urinuntersuchungen die weißen Blutkörperchen++ oder sogar +++gehabt und der Urin war auch immer trübe! Sein Pullerverhalten im Rückblick der letzten Jahre war auch immer stossweise und hat etwas länger gedauert. Meine Überlegung dazu nun, könnte man Tommy nicht homöopathisch über längere Zeit zum ausheilen der Blase und Niere behanden? Hier mal ein Link
http://www.velicano.ch/K9harnaparat.htm
Vielleicht bin ich ja auch auf einen Holzweg, ich möchte mich aber doch noch nicht ungeschlagen mit der Diagnose CNI abgeben!:cry:
Was meist Du, wäre das vielleicht ein Versuch wert? Vielleicht hat Tommy ja schon laaaange eine Entzündung?
Ich danke Dir schon mal ganz lieb,

Liebe Grüße Karin mit Tommy
 

Kirsten

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AW: Harnwegsinfekte bei SDÜ-, Diabetes- und CNI-Katzen

Hallo Karin,

die weissen Blutkoerperchen wurden in dieser Studie im Urinsediment unter einem Mikroskop gemessen/identifiziert. Vermutlich aus dem Grund, dass bei Katzen die Urinteststreifen nicht zuverlaessig sein sollen und oft falsch positive Ergenisse zeigen: http://www.vet.uga.edu/vpp/clerk/Sine/index.htm Trueb sollte der Urin aber nicht sein.

Anscheinend haben die meisten Diabetes-/CNI-/SDÜ-Katzen keine Symptome von einem Harnwegsinfekt und dieser ist auch nicht im Blutbild/klinischen Chemie zu sehen. Weiterhin, wenn nicht eine sorgfaelltige Untersuchung (Blasenpunktion gefolgt von einer Harnkultur/Antibiogramm) in diesen symptomlosen Katzen gemacht wird, gibt es anscheinend weitere Katzen die als harnwegsinfektfrei bezeichnet werden, die es aber nicht sind.

Dann gibt es natuerlich die Katzen die ganz offensichtlich klinische Symptome haben. In der Studie gab es 11 solcher Katzen, aber nur 6 hatten einen Harnwegsinfekt. Was mit den anderen 5 Katzen los war, sind die Autoren sich auch nicht sicher, obwohl man bedenke muss das alle Katzen in der Studie krank waren, also entweder DM, CNI oder SDÜ hatten.

Ich bin ja schon froh genung, endlich eine Tieraerztin gefunden zu haben die die Blase punktieren kann - wenn die Katze auch mal kooperiert und genug Urin in der Blase hat... An dem Rest muss ich auch noch arbeiten :wink:.

Ohne die richtigen ABs kommt man bei einem Harnwegsinfekt nicht weit. Natuerlich sollte man auch gleichzeitig versuchen die Ursachen (wenn moeglich) zu gekaempfen z.B. eine gute Einstellung beim Diabetes anzustreben das wenig Glukose im Urin vorhanden ist oder hohe pH Werte durch harnansaeurende Mittel zu senken.
 
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