Kortison und Diabetes

Hallo miteinander,
ich bin schon die ganze Zeit verzweifelt am Suchen.
Am Anfang von Hexe's Diagnose habe ich in der Flut von Anfangsinformationen einen Beitrag gelesen von einem Fori, deren Katze auch regelmäßig Kortison bekommen hat. Sie hat etwas geschrieben, dass eine Einstellung mit Kortison möglich ist, wenn nur gewisse "Spielregeln" beachtet werden und auf einen von ihr verfassten anderen Beitrag verwiesen, den ich aber nicht gelesen habe. Ich weiß nicht, ob ich den Bericht hier oder im anderen Forum gelesen habe aber ich bin mir ganz sicher, dass ich es gelesen habe. Leider weiß ich auch den Namen der Verfasserin nicht. Vielleicht erinnert sich noch jemand und könnte helfen, den Beitrag für Ulla und Nadja zu finden?
Auf der KD Seite habe ich auch einen Link über Kortison und Diabetes beim Menschen gesehen und darin heißt es, dass Kortison vor allem den BZ nach
den Mahlzeiten stark erhöht und der Nüchtern BZ dann wieder absinkt. Vielleicht ging es ja in den genannten "Spielregeln" da um das Futtermanagment, das man bei Diabetikern unter Kortison abändern muss?
Vielleicht könnte ja auch Helga aus dem KD Forum hier helfen? Ich glaube aber eher, dass ich ihn hier gelesen habe. Ich suche weiter, sucht doch bitte mit!
 
AW: Kortison und Diabetes

Hallo nochmal,
Holger hat auf meine e-mail geantwortet und mir gestattet, seine Erfahrungen hier zu veröffentlichen.
Ich zitiere das ungekürzt:

Hallo,
tja, ich hab auch recherchiert und nichts mehr gefunden.
Ist lange her und ich weiß auch gar nicht, ob ich da wirklich mal was geschrieben hab, sozusagen als Zusammenfassung oder ob ich es nur so mal in einem Posting erwähnt habe.

Ich versuch mal aus meiner Erinnerung ein paar Dinge zu reflektieren.
Der einfachheithalber hier als E-Mail an Dich, aber gerne kannst du die Inhalte frei verwenden, abändern, kürzen, anpassen und verteilen.

Grundsätzlich ist Kortison natürlich kontraproduktiv zur Diabetes und dem Versuch einer guten Einstellung.
Dennoch gibt es ja Situationen wo man es nicht umgehen kann, also muß man dann sehen es so gut wie möglich hinzubekommen.

Als Regeln habe ich mir damals aufgesetzt:

1.)
Tabletteneinnahme ist einer Depotspritze vorzuziehen.
Wir haben Prednisolon verwendet, eine Zugabe pro Tag.
Dadurch daß man keine Depotspritze verwendet sondern eben eine tgl. zu verabreichende Tabletten Menge, kann man die Abgabe besser kontrollieren.

2.)
Ob morgends oder abends, ich glaube da gab es auch noch eine Idee was optimaler ist, kann mich aber leider nicht mehr erinnern.
War aber kein signifikanter Faktor, habe ich dann auch eher vernachlässigt

3.)
Grundsätzlich gilt: So wenig Kortison wie möglich, soviel wie nötig.
Das heißt anfänglich, sich ggf. mit der Dosierung etwas rantasten. Da wir das Kortison wegen einem Juckreiz mit extrem Lecken geben mußten, bestand ja keine Lebensgefahr, somit konnte man was die Kortison-Dosierung angeht auch mal was ausprobieren und die min. Dosis so etwas leichter bestimmen.
Ich hab nur festgestellt, daß manche TÄ dazu neigen, eher mehr als weniger zu geben und das wollte ich eben vermeiden.

4.)
Gleichmäßige Kortison Eingabe, also entweder immer morgens oder immer abends etc...
Vielleicht kann man auch 2x tgl. eine halbe Portion anstelle 1 x tgl. eine volle Protion.
Man müßte da mal mit einem Mediziner absprechen wie das gegeben Kortison vom Körper aufgenommen wird, ob also eine Gabe 2x 1/2 tatsächlich eine bessere Gleichmäßigkeit haben könnte also 1x volle Dosis tgl. oder ob das nicht eher egal ist aufgrund des Wirkmechanismus.

5.)
Diese Punkt 5 ist etwas heikel.
Man muß sich natürlich vorher fragen, ob die Kotisongabe temporär erfolgt oder langfristig bzw. immer.
Man weiß ja, wenn Kortison sehr lange gegeben wird, die Gefahr besteht, daß die Nebenrindennieren verlernen Eigenkortison herzustellen.
Deshalb soll man Kortison ja auch nicht abrupt absetzten, sondern ausschleichen lassen.
Aber bei Langzeittherapien kann es auch passieren, daß eben die Eigenproduktion sozusagen gänzlich verkümmert.
Das würde bedeuten, man muß dann immer Kortison geben, weil es der Körper nicht mehr selber produzieren kann.
Aber, die gefahr besteht eigentlich erst bei sehr langfristigen Gaben. Und dann ist es aber auch oft so, daß das eben das kleinere Überl ist, sprich ein Risiko ist was man eben eingehen muß. Nur weil man ein paar Monate Kortison geben muß, ist vermutlich das Risiko noch nicht sehr hoch, aber bei jahrelanger Gabe eher schon.
Deshalb raten manche fachleute dazu, wenn es möglich ist, Kortison Tabletten nicht jeden Tag, sondern z.B. nur jeden 2. Tag zu geben.
Geht natürlich nur, wenn das Krankheitsbild dies zuläßt. Dadurch daß man Kortison nur jeden 2. Tag gibt, verlernt der Körper die Eigenproduktion quasi nicht.
Allerdings kann man dadurch das Problem bekommen, daß man den BZ Spiegel wieder schlechter kontollieren kann, weil die Gabe von Kortison ja nicht regelmäßig ist.
Wegen diesem Dilemma, der anfangs erwähnte Satz: ..... Punkt 5 sei etwas heikel.

Als wir unserem Tiziano Kortison gaben und wir dann später mit der Insulintherapie anfangen mußten, hatten wir aber zunächst ein viel größeres Problem , was wir damals natürlich noch nicht wußten.
Das Problem war, daß das Insulin (Can, Hypurin, etc...) einfach nicht das Richtige für Tizianio war und es deshalb zu keinen guten Ergebnissen kam.
Das lag also nicht am Kortison. Hat aber jeder vermutet und wir natürlich auch erstmal.
Bald dann benötigte Tiziano kein Kortison mehr, wir konnten es langsam ausschleichen lassen. Der jahrelange Juckreiz mit extrem Kahl- und Wundlecken verschwand allmählich mit der Insulintherapie und das obwohl wir zu dem Zeitpunkt noch weit entfernt von einer guten Einstellung waren.

Wir haben also nicht wirklich eine Langzeit-Erfahrung mit Kortisongabe und Insulineinstellung.
Außerdem war unsere Dosis eher gering und ich bin immer noch nicht wirlich überzeugt, ob diese Kortisongabe letztlich einen signifikanten Einfluß hatte oder eben eher nicht, weil andere Faktoren zu dem Zeitpunkt eher die Oberhand hatten (falsches Insulin, keine gute Einstellung ansich etc...)
Ich bin der Meinung, es muß auch mit Kortison gehen, wenn man die Regelmäßigkeit beachtet, die Menge an Kortison so gering wie möglich hält und auch sonst so regelmäßig wie möglich Faktoren versucht zu halten. Man muß eventuell akzeptieren, daß es eventuell immer wieder zu Ausreißern kommen kann, mehr als wenn kein Kortison im Spiel ist.
Aber, das ist oftmals das kleinere Übel, denn aus Spaß gibt man ja kein Kortison.

Noch ein Punkt der mir so in den Sinn kommt:
Obwohl es bei Lantus/Levemir ja eigentlich nicht nötig ist die Eßportionen auf 2 Mahlzeiten pro Tag zu beschränken, könnte ich mir vorstellen, daß es möglicherweise einfacher ist, man tut dies. Einfach um den Einfluß vom Essen besser kontrollieren zu können, gerade wenn man zusätzlich noch den Einfluß vom Kortison als Zusatzfaktor hat.
Aber, nur so ein Gedanke.

Und was ganz wichtig ist:
Man benötigt eine positive Zusprache. Was man wirklich nicht auch noch benötigt sind Aussagen wie, " No way", geht gar nicht, hat noch nie geklappt etc...."
Diese Aussagen sind sowieso nur subjektiv, aber ziehen einen nur noch mehr runter.
Man benötigt Mutzusprecher.
Die hatten wir gottseidank.


Letztlich gilt im allgemeine auch hier:
Think positiv ! Wo ein Wille ist auch ein Weg.

Gruesse,
Holger
 
AW: Kortison und Diabetes

Hallo,
hab zuhause auch noch einmal mit meiner lieben Frau über das Thema diskutiert.
Ist ja ziemlich lange her, als wir gemeinsam bei unserem Tiziano mit dem Thema konfrontiert waren.
Folgenden, allgemeinen Kommentar würde ich gerne noch loswerden wollen:
Kortison hat eine BZ Spiegel steigenden Auswirkung und ist somit kontraproduktiv zu einer Insulin Diabetes Behandlung.
Aber, Futter hat ebenfalls eine BZ Spiegel steigende Wirkung und wir würden deshalb ja nicht auf die Idee kommen die Diabetes nicht zu behandeln oder sozusagen „aufzugeben“, oder ?
Die Schwierigkeit ist halt, mit Kortsion muß man sich mit einem noch zusätzlichen Einflußfaktor beschäftigen, sozusagen als wären die anderen Faktoren (Insulin/Fressen etc..) nicht schon genug.
Aber was soll es, man muß es akzeptieren und dann eben das Beste draus machen.

Wenn ich heute noch einmal in die dringliche Situation käme diese Aufgabe persönlich angehen zu müssen, würde ich vermutlich gerne mal ein (oder mehrere-:o) Gespräch mit Medizinern führen wollen. Und zwar um zu verstehen, wie Kortison welches man dem Körper zuführt, von diesem verarbeitet wird. Also, wird es z.B. gleichmäßig verteilt im Körper verarbeitet und abgebaut, oder gibt es da auch Peaks und Zeiten wo es schwächer wirkt (also z.B. am Ende einer Tablettenwirkzeit). Arbeitet man mit der Dosierung auch in einem Overlap oder ist das nicht nötig ? Daraus erhält man ev. Aufschluß, welche Verabreichungsmethode des Kortisons die vermeindlich bessere ist um eine möglichst hohe Gleichmäßigkeit zu erreichen. Und man erhält eventuell auch ein besserer Gespür über die Tragweite der einzelnen Kortisongabe, sprich wieviel Einfluß hat sie wirklich, in welchem Maße und Umfang etc..
Denn man kämpft ja nicht nur mit der Tatsache das man Kortison geben muß ansich, sondern auch mit der Vermutung und Spekulation. Denn klar ist, wenn man Kortison gibt ist es egal was passiert, das erste was immer angenommen wird wenn es nicht so läuft wie man sich erhofft: Das ist das Kortison schuld.
Aber ist das auch wirklich in jedem Fall dann so? Neigt man dann nicht ggf. dazu andere Faktoren zu übersehen?
Daher würde ich mich mehr mit dem Mechanismus beschäftigen wollen um den erstmal genügend zu verstehen. Dann sieht man u.U. Dinge klarer und kann in der Therapie die feinstimmigeren Entscheidungen treffen. Wenn es sein muß auch entgegen allen „Unkenrufen“. Auch dazu braucht man Kraft die man sich mit Infos und Wissen aufbaut und somit aus sich selbst heraus stark wird und Situationen klarer überblicken kann.
Nur Mut !

Gruesse,
Holger mit Schiava und Lorenzo und Hundedame: Felina
 

Ulla und Isolde

Gesperrter Benutzer
AW: Kortison und Diabetes

Hallo Holger,

erstmal finde ich es super, dass Du und Deine Frau Euch noch mal so eingesetzt habt und diese Zusammenfassung geschrieben habt.

Auch ich bin in der Situation, Insulin und Kortison geben zu müssen, wobei das bei meiner Isolde eine längere Geschichte wäre und inzwischen auch nicht mehr so das Problem ist.

Ich kann Dir in allen Punkten nur zustimmen, v.a. aber darin, dass man auch Fürsprecher braucht. Das Kortison wird meistens zu sehr verteufelt, aber in bestimmten Situationen gehts nicht ohne und dann muß man sich da irgendwie anpassen.

Zu Punkt 2 kann ich Dir Auskunft geben: Bevorzugt sollte man Kortison bei Katzen abends oder spätnachmittags geben. Katzen sind dämmerungs-/nachtaktiv und haben physiologischerweise nachts die meiste körpereigene Kortisonproduktion. Um dieses Gleichgewicht nicht unnötig durcheinander zu bringen, ist die Kortisongabe deshalb abends am sinnvollsten. Beim Menschen ist es übrigens genau umgekehrt (der produziert tagsüber das meiste Kortison und sollte es daher auch morgens einnehmen). Anscheinend sind viele TÄ jedoch dazu übergegangen, das Kortison auf 2xtgl. zu verteilen - warum auch immer...? Laut meiner TÄ macht das nur Sinn bei sehr hohen Dosen Kortison, sprich bei sehr ernsten Krankheiten (OP-Reha, schwere Entzündungsreaktionen, die man sonst nicht in den Griff bekommt, Tumorbehandlungen ect.). Andererseits scheint die zweimalige Gabe bei sehr niedrigen Dosierungen auch nicht so sehr ins Gewicht zu fallen. Kann man also sehen, wie man will :wink:

Mein Kater Tristan wurde wegen eines malignen Darmtumors über 2 Jahre mit Kortison behandelt. Täglich abends sein Tablettchen. Dosis anfangs ziemlich hoch, dann immer weniger und inzwischen braucht er es gar nicht mehr. Der Tumor ist nicht mehr tastbar, Diabetes hat er zum Glück auch nicht entwickelt und abgesehen von einer Neuropathie (die ihn aber nicht weiter stört - läuft etwas ulkig) ist er gesund und munter und stolze 19 Jahre alt. Natürlich hatte er da Glück und es geht sicher nicht immer so gut aus, aber ohne Kortison hätten wir das nicht geschafft.

Auf jeden Fall macht Dein Kommentar sicher vielen Mut, die vor der Entscheidung Kortison und Insulin stehen :up:

Und an Ingrid: Riesig nett von Dir, dass Du Dich da so reingekniet hast :peck:
 
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