Notfall-Hilfe: was tun bei akutem Diabetes Verdacht?

Hallo Sofia,

vielen Dank für Deine Nachfrage und die lieben Wünsche. Ich hätte auch schon zwischenzeitlich was geschrieben, nur konnte ich das bisher noch nicht, es ist dieses ganze Chaos von Trauerphasen, wenn man eine innig geliebte Gefährtin gehen lassen muss.
Ich habe bei der Katze auf Anraten des TA erstmal einen Urintest gemacht. Die Hinweise die ich aus den Gesprächen bekommen habe und auch ein paar Stichworte hier im Forum lenkten mich dann in die Richtung, dass es ggf. was mit der Niere ist. Ich bin dann da aber erstmal nicht in die Tiefe gestiegen sondern mit der Haltung "Diabetes oder Niere, ggf. kann man da ja noch was machen".
Wir waren dann also am Donnerstag beim TA in der Praxis. Sie war in einem deutlich besseren Zustand, als er es erwartet hatte und verstand mein Dilemma. Er sagte, "heute ist nicht der Tag". Sie war dann bei der Reise auch durchaus aufgeweckt und interessiert. Sie reist an der Leine in einem Körbchen. Boxen mag sie nicht. Er hat Blut abgenommen und ihr einen Appetitanreger mitgegeben. Er sagte aber, dass er meint, viele weitere kleine Tumore zu ertasten, das Blut sei viel zu dünn und es wird mit einem schlechten Blutbild zu rechnen sein. Diabetes wurde auch mit abgeklärt. aber anhand des Pipi-Streifens eher unwahrsccheinlich.
Danach haben die Katz und ich erstmal erleichtert in der Sonne gesessen: ich, weil ich sie wieder mitnehmen konnte, sie, weil sie den Tierarztbesuch hinter sich gebracht hatte. Sie war sehr tapfer. Zuhause hat sie sich dann erstmal die Krallen gewetzt und ihr Zuhause begrüßt/markiert (also mit dem Wetzen, sie geht immer noch brav normal aufs Klo).
Ich hab dann alles versucht, irgendwie Essen in sie rein zu bekommen. Sie frisst auch noch ein bisschen gebratenes Rindfleisch, angegarte Hühnerherzen, Leberwurst und ein bisschen Käse und es bleibt gottseidank auch drin.
Ich konnte mich dann ein wenig zu der Nierensache informieren mit der Erkenntnis, dass es das dann wohl doch letztendlich war. Der Tierarzt hat es dann gestern mit den Blutwerten bestätigt. Die Leber versagt, die Nieren auch. Er sagt, sie hat keine Schmerzen aber all' ihre Schleimhäute sind angegriffen. Es wird der Tumor sein, der jetzt nun auf die Organe übergegangen ist. Es ist Zeit, sie gehen zu lassen.
Ich verbringe heute noch einen Tag mit ihr, sie möchte noch viel kuscheln, auf meinem Schoß schlafen, schnurrt auch und will zwischendurch einen kleinen Snack. Ich "hoffe", dass es klappt, dass dann morgen die Tierärztin kommt, so dass sie ohne Stress und in ihrer gewohnten Umgebung einschlafen kann.
Der Katze hat es also noch ein paar schöne Tage gebracht, den Donnerstag hatten wir noch tolles Wetter und sie hat sich noch ein wenig gesonnt. Sie hat nun noch einige Nächte bei mir im Arm geschlafen. Ich hatte es, glaube ich, nicht erwähnt: Sie ist eine Siam und daher sehr anhänglich und extrem menschbezogen. Mir hat es die Gewissheit gegeben, für sie das Richtige zu tun, nicht nur zu glauben, dass es jetzt an der Zeit ist, sondern es zu wissen.
Sie liegt jetzt bei mir im Bett, ich sitze bei ihr im Bett mit dem Laptop. Sie soll sich ausruhen.
Liebe Jette,
Andreas hier, aber Sofia sitzt neben mir.
Ich weiß nicht, was ich schreiben soll. In solchen Momenten gibt es kaum etwas, das sich richtig anfühlt zu schreiben.
Gib ihr die Liebe, die du ihr immer gegeben hast. Halt sie im Arm, kuschle mit ihr, streichle sie. Ich weiß, es ist zu viel verlangt, wenn ich sage, weine nicht. Aber tu es der Katze zuliebe heute nicht. Zeig ihr, dass alles in Ordnung ist.
Oh Gott, auch das alles fühlt sich so falsch an, was ich hier schreibe!
Wir sind Menschen und Menschen sind soziale Wesen. Wir kümmern uns umeinander. Wir kämpfen umeinander bis zum Schluss, und genau das hast du ja auch für deinen Liebling gemacht und tust es noch.
Morgen erfordert das Leben von dir den größten Mut, die größte Herausforderung. Loszulassen. Sie gehen zu lassen, dorthin, wo es keine Schmerzen, kein Leid mehr gibt. Vielleicht ist das die größte Herausforderung der Menschlichkeit und wir wünschen dir alle Kraft dieser Welt.
Es ist kein Trost, ich weiß, aber nicht nur du wirst morgen weinen.
Wir drücken dich und denken an euch. Wenn es einen Himmel gibt, ein Leben nach dem Tod, dann bestimmt nicht nur für Menschen. Wenn es einen Gott gibt, der gerecht ist, dann gibt es dort auch Platz für alle seine Geschöpfe.
Ich höre auf zu schreiben. Es tut uns so schrecklich Leid. Sei tapfer. Wir sind in Gedanken bei euch.
 
Es tut mir sehr leid, dass du deine Katze nun doch gehen lassen musst. Und ich weiss, wie du dich jetzt fühlst. Ich sehe es so wie Ina. Sie weiss, was du für sie tust.
Fühl dich ganz doll gedrückt :knuddle:
 
Vielen Dank für eure Anteilnahme.
Es hat wirklich geholfen, verstanden zu werden, sich mit dem Schmerz nicht so allein zu fühlen, obwohl ich das niemand anderem wünsche.
Inzwischen konnte ich das alles ein wenig verpacken/verdauen/verarbeiten. Im Prinzip war ja schon seit 14 Monaten klar, dass der Tod nahe ist. Beim Aufräumen ist mir dann auch die Notfall-Spritze in die Hände gefallen: Hat der Tierarzt mir mitgegeben, für die Zeit, die er im Urlaub war, sollte sie plötzlich stark abbauen/Schmerzen haben.
Ich habe Anfang des Jahres ein Bild von ihr malen lassen. Das finde ich als Erinnerung schöner und angenehmer für mich als ein Foto. Falls es (und sie) jemand sehen mag:
Sie war meine kleine Prinzessin. Und auch im Tod war sie noch so zäh, hätte sie nicht den Krebs bekommen, sie wäre noch so alt geworden. Ich habe ihr gesagt, dass sie gehen darf, dass sie nichts mehr zu tun hat. Sie hat ihre "Jobs" immer sehr ernst genommen.

Noch zum Einschläfern (ggf. ist das für den ein oder anderen ein wenig zu hart/nah, dann bitte nicht weiterlesen):
Ich kann gut verstehen, wenn Leute nicht direkt mit dabei sein wollen. Es ist wirklich kein Spaziergang. Da ist nicht "Ruhiges" oder "Schönes" dran. Ich hatte hier vor der Narkose eine Beruhigungsspritze geben lassen. Die TÄ sagte, manche fallen schon von der Beruhigung um. Viele von der Narkose. Im Nachhinein denke ich, dass das ein Fehler war. Sie hat sich sehr gegen die Dämmrigkeit gewehrt. Ich hatte gehofft, dass sie das irgendwie wie auf Morphium/Valium bringt und entspannt, glücklich und zufrieden macht. Es hat sie aber nur benommen gemacht, sie hat sich nochmal die Seele aus dem Leib gekotzt, war am taumeln und ganz hilflos. Sie ist dann aber auf das Kissen auf meinen Schoß gekommen und konnte sich dann hinlegen. Auf dem Kissen habe ich sie dann zur TÄ gebracht. Sie würde dann nichts mehr mitbekommen. Pustekuchen. Als die Narkose gesetzt wurde, schreckte sie hoch und versuchte, sich zu wehren. Ich wusste nicht, dass die Narkose in den Muskel kommt. Ich dachte, es würde ein Venenzugang gelegt. Macht man aber wohl beim Einschläfern von Katzen nicht. Die Beschreibung der Giftspritze würde ich nichtmal hinter einen Spoiler setzen. Aber auch da brauchte es zwei Anläufe bis ihr Herz dann endgültig aufhörte zu schlagen.
Ich blieb also den ganzen Prozess über bei ihr. Hab ihr ihr Pfötchen und ihren Blick gehalten. Wer mal eine Siam hatte oder hat, weiss, dass sie einen immer. Immer ansehen möchten.
Ich hab sie jetzt in meinem Herzen. Ich hoffe, dass sie bei ihren Verwandten, Eltern, Geschwistern Tanten und Onkeln ist. Dass ihr nicht mehr schlecht ist und sie endlich alles essen darf, was sie mag.

Falls sich jemand für das Aquarell interessiert: Ich möchte an dieser Stelle tatsächlich kurz Werbung machen. Eine Künstlerin über Etsy hat es für mich anhand von Fotos gemalt. Sie hatte ein sehr ähnliches in ihrem Shop was mich an meine beiden erinnert hat und einfach wunderschön war. Ich hatte dann angefragt, ob sie mir so eines malen könnte mit den distinkten Merkmalen meiner Katzen. Und sie hat eine so unglaubliche Arbeit geleistet - und das für ein beschämendes Taschengeld. Sobald ich wieder finanziell mehr Spielraum hab, schicke ich da auf jeden Fall nochmal was nach. Ich bin ihr wirklich dankbar. Falls jemand Interesse hat, gebe ich daher gerne die Kontaktdaten weiter.
 
Liebe Jette,

dein Erlebnis des Einschläferns ist grausam. So etwas habe ich noch nie erlebt. Und ich habe schon einige Katzen gehenlassen müssen.
Eventuell wurde das falsche Euthanasie-Mittel verwendet.
Es tut mir leid, dass ihr auf dem letzten Weg beide solche Schmerzen erleiden musstet.

Das Aquarell ist schon schön, aber mir gefallen Fotos besser. Und das bei der Bahnfahrt gefällt mir am besten.
 
Liebe Jette,

es geht mir sehr nahe, ich bin erschüttert und traurig, dass der Abschied so schlimm war.

Mein Kater hat sich vor der Spritze kräftig gewehrt. Das war schon schlimm genug. Es wurde die Narkose direkt in den Bauch gespritzt. Er schlief dann innerhalb von Sekunden ein und das Herz blieb stehen.

Das Foto im Zug ist wunderschön und zeigt deutlich eure innige Beziehung zueinander.

Alles Liebe für dich!
 
Ich finde es ebenfalls sehr schlimm, wie das Einschläfern von statten gegangen ist. Meine Jamie hat eine Spritze in den Bauch bekommen, hat kurz leise gemaunzt (und selbst das hat mich schon zerrissen) und schlief dann einfach ein. Ich durfte sie dabei streicheln und mit ihr sprechen. Es war ein ruhiger Abschied.
Ich finde das Bild schön.
 
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