AW: Tina's Tigger - Einstellung mit Lantus
Hallo Tina,
1. Wenn wir eine Phase haben wie in den letzten Tagen mal mit niedrigen Werten, dann frisst Tigger automatisch auch weniger. Was dann natürlich auch wieder schnell gefährlich werden kann. Ich muss sie dann echt überreden was zu fressen. Wie soll man das ausgleichen? Sobald ich die Dosis ein Tick verringert hab, waren gleich wieder hohe Werte da.
Das hängt mit der Wirkungsweise des Insulins zusammen.
Die Nahrung, die Katz (oder auch Mensch) frißt, wird grob zerkleinert und in Magen und Darm verdaut, d.h. in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt. Dabei entsteht u.a. Glucose. Diese Glucose wird aus dem Darm ins Blut abgegeben und über den Blutkreislauf in den gesamten Körper transportiert. Jede einzelne Zelle kann sich dann, wenn sie Energie benötigt, Glucose aus dem Blut entnehmen. Für den Transport der Glucose aus dem Blut in die einzlenen Zellen ist das Insulin zuständig, das fungiert ähnlich wie ein Pförtner, nur daß es sich dabei selbst verbraucht. D.h. Insulin, das einmal Glucose in die Zelle transportiert hat, muß danach durch neues Insulin ersetzt werden.
Ist nicht genug Insulin im Körper vorhanden, kann nicht genug Glucose in die Zellen transportiert werden. Die Zellen brauchen die Glucose aber, um bei der Zellatmung Energie daraus zu gewinnen. Ist das nicht möglich, signalisieren die Zellen: HUNGER!!!
D.h. Katz (oder Mensch) rennt zum Teller und frißt. Diese neue Nahrung wird wieder verdaut, gelangt in den Blutkreislauf, kann aber wiederum (da ja immer noch nicht genug Insulin da ist) nicht in die Zellen aufgenommen werden. D.h. Die Zellen haben weiter Hunger, während der BZ-Spiegel immer weiter ansteigt.
Deshalb können Diabetiker buchstäblich mit vollem Magen verhungern!
Wenn man das Insulin spritzt und die Dosis erreicht, die Katz benötigt, um die Zellen mit ausreichend Energie zu versorgen, passiert folgendes: die im Blut kreisende Glucose wird in die Zellen aufgenommen, das ist am sinkenden BZ-Spiegel nachzumessen. Gleichzeitig ist aber der Hunger, der bis dahin ununterbrochen herrschte, gestillt, denn die Zellen bekommen jetzt wieder Energie! D.h. Katz (oder Mensch) futtert jetzt entschieden weniger, einfach deshalb, weil die Nahrung wieder zur Energiegewinnung genutzt werden kann und nicht ungenutzt nur sinnlos den BZ-Spiegel in die Höhe treibt.
Daß der für schlecht eingestellte Katzen typische (fast unersättliche) Hunger weggeht und einem normalen Hungerverhalten Platz macht, ist also gewollte Folge und völlig normal. Es ist also keinesfalls Besorgnis erregend, wenn Tigger bei niedrigen Werten weniger frißt, im Gegenteil: das bei höheren Werten gesteigerte Fressen ist das, was dir Sorgen machen muß, denn es bedeutet, daß dieses Futter auch wieder nicht verwertet werden kann und damit den BZ-Spiegel noch weiter in die Höhe treibt, Tigger aber wieder nicht satt davon wird!
Sobald du die Dosis verringerst, bekommt Tigger also wieder zu wenig Insulin und der ganze, eben beschriebene Kreislauf geht wieder von vorn los. Diesen Teufelskreis kannst du ganz einfach durchbrechen: spritze Tigger genau die Menge Insulin, die er benötigt, um die niedrigen Werte zu haben.
2. Tagsüber kann ich ja mehrmals messen, aber nachts doch nicht - und ich kann ja nicht nachts was anderes spritzen als tagsüber, oder?
Wir messen doch sowieso immer nur Stichpunkte. Diese stichpunktartigen Messungen ergeben aber ein Bild, das uns zeigt, wie die Insulinversorgung im Körper ist. Und das funktioniert tagsüber und Nachts sehr ähnlich. Du kannst also die tagsüber gemessenen Werte durchaus auch für nachts annehmen, wenn du nicht irgendwas gravierendes veränderst.
3. Eine Dosis von einem hohen Pre gespritzt wirkt doch anders als von einem niedrigeren Pre
Nein, sie wirkt nicht anders. Eben weil das Insulin sich verbraucht - der Bedarf ist gleich. Der niedrige Pre ist ja erst entstanden, weil du schon ausreichend Insulin gespritzt hast, das ist aber nach 12 Stunden verbraucht. Du brauchst für die nächsten 12 Stunden also wieder diese Insulinmenge, um die gleichen niedrigen Werte zu reproduzieren. Und dann immer so weiter.