Wieder Hyperthyreose bei Tilly, dann Radiojodbehandlung

Hallo Ihr Lieben,

ich habe lange nichts mehr von Tilly geschrieben und wollte dies jetzt nachholen.

Erst noch eine kurze Zusammenfassung der Vorgeschichte. Seit ca. 1 Jahr vermutete die kanadische Internistin (die ich regelmaessig wegen Tilly konsultiere), dass es ein Problem mit Tillys Schilddruese gibt, wegen dem T4 Wert (der nicht wie bei einer gesunden aelteren Katze ueber die Jahre immer geringer wurde, sondern konstant blieb), Gewichtverlust und einer leichten Hyperaktivitaet.

Ein einmonatiger Versuch mit Carbimazole im Dezember 2009 ist gescheitert, weil die Leberwerte angestiegen sind (eine recht seltene Nebenwirkung dieses Medikaments).

Im Januar 2010 hat Tilly eine Operation gehabt, leider ist nur ein Teil eines SD-Lappens entfernt worden da der Chirurg sich weigerte mehr zu entfernen. Dies war anscheinend ungenuegend, da die SD-Werte nach der OP nicht wirklich gesunken sind bzw. kontinuierlich weiter ansteigen. Die Gewichtszunahme, die nach der OP zu verzeichnen war, verschand auch wieder im Maerz/April.

Im Maerz 2010 wurde zusaetzlich noch CNI im Fruehstadium festgestellt und dann hatte ich mich erstmal entschieden noch einige Monate zu warten um dann wieder Tillys Blutwerte untersuchen zu lassen. Durch Zeitmangel hat sich die erneute Untersuchung verschoben und ich habe Ende Juli Tilly endlich wieder untersuchen lassen. Der freie T4 war zum ersten Mal erhoeht und so duerfte die Geschichte jetzt auch fuer die skeptischsten TAs hier in Deutschland eindeutig sein.

Carbimazol und Methimazol sind "verwandete" Wirkstoffe. Die spezielle Nebenwirkung die bei Tilly auftrat ist, laut Literatur aus der Humanmedizin, wahrscheinlich allergischer Natur. Deswegen denke ich nicht, dass ein erneuter Versuch mit eines dieser Medikamenten effektiv waere.

Eine erneute OP moechte ich Tilly auch nicht zumuten, da die erste nicht wirklich optimal verlaufen ist und wenn Tilly sogenanntes ektopisches Schilddruesengewebe haben sollte (was anscheinend nicht so selten ist), besteht das Problem hoechswahrscheinlich weiter trotz OP.

Was gegen eine Radiojod-Behandlung spricht sind die Nierenwerte, da vermutlich nach der Behandlung die "echten" Nierenwerte zum Vorschein kommen. Aus diesem Grund wird oft eine solche Behandlung verweigert. Dazu muss man aber sagen, dass Tilly im CNI-Fruehstadium sein duerfte. Und einige Tieraerzte (u.a. Tillys Internistin) sind der Meinung, dass eine unbehandeltet/unzureichend behandelte SDÜ, auch wenn sie nicht fortgeschritten ist, die Nieren zusaetzlich schaedigt.

Ich habe in den letzten Wochen viel gelesen und viel nachgedacht und habe mich entschieden doch zu versuchen eine Radiojodbehandlung machen zu lassen. Wenn alles so klappt wie ich mir es vorstelle, fahren wir nach Gent.

Ich weiss, diese Vorgehensweise ist in Deutschland recht unueblich, aber ich habe inzwischen mit einer ganzen Anzahl von Leuten in Nordamerika kommunizieren koennen die diese Behandlung bei nierenkranken Tieren haben durchfuehren lassen mit grossem Erfolg bzw. die SDÜ war weg und die CNI ist nicht grossartig schlimmer geworden.

Fuer die die es interessiert, habe ich noch eine Zusammenfassung der Werte ins Netz gestellt.

Also, das war erstmal das Neuste von uns :animal:.
 
AW: Wieder Hyperthyreose bei Tilly

Hallo Kirsten,

das ist wirklich schade (und sehr ärgerlich), dass die OP nichts gebracht hat.:sad: Und jetzt auch noch eine CNI....
Jetzt hoffe ich für Euch, dass die Bestrahlung den gewünschten Erfolg bringt:up:
 
AW: Wieder Hyperthyreose bei Tilly

Eine unbehandelte SDÜ halte ich über einen längeren Zeitraum für schlimmer als eine CNI im Anfangsstadium.
Da hast Du "nur" die Nieren, bei einer SDÜ ist ALLES beeinträchtigt.
 
AW: Wieder Hyperthyreose bei Tilly

Hallo Kirsten,
ich hoffe, wie die anderen hier,dass diese Behandlung dann den gewünschten Erfolg bringt:up:
 
AW: Wieder Hyperthyreose bei Tilly

Hallo Kirsten,

Erst noch eine kurze Zusammenfassung der Vorgeschichte. Seit ca. 1 Jahr vermutete die kanadische Internistin (die ich regelmaessig wegen Tilly konsultiere), dass es ein Problem mit Tillys Schilddruese gibt, wegen dem T4 Wert (der nicht wie bei einer gesunden aelteren Katze ueber die Jahre immer geringer wurde, sondern konstant blieb), Gewichtverlust und einer leichten Hyperaktivitaet.

Gewichtsverlust und Hyperaktivität sind natürlich typische Symptome einer SDÜ, aber auch wieder nicht so spezifisch, als dass man sich da nun sicher sein könnte. Ich habe mir die Zusammenfassung der Blutwerte angeschaut, und ehrlich gesagt: Mir ist rätselhaft, wie diese Blutwerte in 2009 die Diagnose einer SDÜ stützen sollen. Wurde denn eine weiterführende Diagnostik gemacht? T3 Suppressionstest?

Bei T4 und fT4 gilt ein Bereich im oberen Drittel der Referenz als Graubereich, in dem vielleicht eine SDÜ vorliegt. Tillys Werte lagen aber darunter. In der Literatur wird in Fällen von typischen SDÜ-Symptomen trotz guter SD-Werte auf die Möglichkeit des T3 Suppressionstestes verwiesen. Also scheint auch der Forschung das Phänomen nicht unbekannt zu sein, dass trotz guter SD-Werte eine SDÜ vorliegen könnte... aber diese Diagnose muss man doch erst mal stützen?

Ein einmonatiger Versuch mit Carbimazole im Dezember 2009 ist gescheitert, weil die Leberwerte angestiegen sind (eine recht seltene Nebenwirkung dieses Medikaments).

Im Januar 2010 hat Tilly eine Operation gehabt, leider ist nur ein Teil eines SD-Lappens entfernt worden da der Chirurg sich weigerte mehr zu entfernen. Dies war anscheinend ungenuegend, da die SD-Werte nach der OP nicht wirklich gesunken sind bzw. kontinuierlich weiter ansteigen. Die Gewichtszunahme, die nach der OP zu verzeichnen war, verschand auch wieder im Maerz/April.
Nach der OP war die Schilddrüse ja nun teilweise entfernt, insofern ist es nicht erstaunlich, dass Tilli erst mal an Gewicht zugelegt hat. Das bestätigt aber auch nicht rückwirkend eine SDÜ. Erst die Werte vom Juli 2010 begründen eigentlich erstmals einen Verdacht auf SDÜ.

Im Maerz 2010 wurde zusaetzlich noch CNI im Fruehstadium festgestellt und dann hatte ich mich erstmal entschieden noch einige Monate zu warten um dann wieder Tillys Blutwerte untersuchen zu lassen. Durch Zeitmangel hat sich die erneute Untersuchung verschoben und ich habe Ende Juli Tilly endlich wieder untersuchen lassen. Der freie T4 war zum ersten Mal erhoeht und so duerfte die Geschichte jetzt auch fuer die skeptischsten TAs hier in Deutschland eindeutig sein.
Ich bin kein TA, aber ich bin skeptisch. Die Schilddrüse produziert Wellen. Könnte man da ein Tagesprofil erstellen, würde man sehen, dass die Werte über einen Tag hinweg schwanken. Und sie schwanken zudem auch über einen größeren Zeitraum. Sie können 14 Tage später also anders aussehen.

Ein erhöhter T4 steht in den allermeisten Fällen sicher für eine SDÜ, und der fT4 liegt oft höher als der T4. In seltenen Fällen habe ich es aber auch schon andersrum gesehen. Aber egal wie... erstmals im Juli 2010 war also Tillys fT4 leicht erhöht. Man würde in so einem Fall evtl. noch ein bisschen beobachten oder mit einer niedrigen Medikamentation beginnen.

Carbimazol und Methimazol sind "verwandete" Wirkstoffe. Die spezielle Nebenwirkung die bei Tilly auftrat ist, laut Literatur aus der Humanmedizin, wahrscheinlich allergischer Natur. Deswegen denke ich nicht, dass ein erneuter Versuch mit eines dieser Medikamenten effektiv waere.
Hat Tilly denn außer den beiden etwas erhöhten Leberwerten symptomatisch irgendwelche vielleicht allergischen Reaktionen gezeigt?

Ich habe einen Allergiker hier, Kirsten. Blue hat z.B. auf Levemir hochgradig allergisch reagiert... und verträgt das verwandte Lantus hervorragend. Der Rückschluss, dass eine Reaktion auf Carbimazol auch eine auf Methimazol nach sich ziehen müsse, ist *sorry* eher ein Kurzschluss. Wenn bei Tilly überhaupt eine allergische Reaktion vorlag, dann muss sie sich gar nicht auf den Wirkstoff beziehen, sie kann auch auf Begleitstoffe erfolgen. Und ähnlich ist nicht gleich. Ein ähnliches Medikament kann sehr gut vertragen werden.

Eine erneute OP moechte ich Tilly auch nicht zumuten, da die erste nicht wirklich optimal verlaufen ist und wenn Tilly sogenanntes ektopisches Schilddruesengewebe haben sollte (was anscheinend nicht so selten ist), besteht das Problem hoechswahrscheinlich weiter trotz OP.
Es ist insbesondere bei einer fortgeschrittenen SDÜ nicht selten. Bei Blue konnte ich schließlich nach 1 1/2 Jahren mit SDÜ (die wahrscheinlich nicht optimal eingestellt war) ein Adenom ertasten.

Was gegen eine Radiojod-Behandlung spricht sind die Nierenwerte, da vermutlich nach der Behandlung die "echten" Nierenwerte zum Vorschein kommen. Aus diesem Grund wird oft eine solche Behandlung verweigert. Dazu muss man aber sagen, dass Tilly im CNI-Fruehstadium sein duerfte. Und einige Tieraerzte (u.a. Tillys Internistin) sind der Meinung, dass eine unbehandeltet/unzureichend behandelte SDÜ, auch wenn sie nicht fortgeschritten ist, die Nieren zusaetzlich schaedigt.
Ich stimme in diesem Punkt der Internistin zu. Eine unbehandelte SDÜ ist eine Plage für den ganzen Organismus. Den Effekt, dass eine SDÜ eine CNI maskieren kann (indem die SDÜ die Nieren zu höherer Leistung anpeitscht), macht man sich ja auch nur zunutze, um bei einer fortgeschrittenen CNI die Nierenwerte in Schach zu halten... und damit vielleicht auch die klinischen Symptome der CNI zu mildern. Das ist aber, genau genommen, ein Handel mit dem Teufel. Der Handel lohnt sich, wenn er der Katze noch ein bisschem mehr Lebensqualität verschafft. Ansonsten erkauft man sich hiermit hübschere Nierenwerte gegen einen schnelleren Fortschritt der CNI.

Bei Tilly sieht es inzwischen nach einer noch moderaten CNI aus, es muss aber nicht wirklich unbedingt so sein. Denn wenn Tilly nun wirklich SDÜ hat - und danach sieht es jetzt im Juli 2010 aus - dann kann auch die SDÜ eine prärenale Azotämie (also Anstieg von Harnstoff und Kreatinin) verursachen. Aber so oder so... in der Abfolge der Blutwerte würde ich hier keine große Maskierung der CNI vermuten.

Ich habe in den letzten Wochen viel gelesen und viel nachgedacht und habe mich entschieden doch zu versuchen eine Radiojodbehandlung machen zu lassen. Wenn alles so klappt wie ich mir es vorstelle, fahren wir nach Gent.

Ich weiss, diese Vorgehensweise ist in Deutschland recht unueblich, aber ich habe inzwischen mit einer ganzen Anzahl von Leuten in Nordamerika kommunizieren koennen die diese Behandlung bei nierenkranken Tieren haben durchfuehren lassen mit grossem Erfolg bzw. die SDÜ war weg und die CNI ist nicht grossartig schlimmer geworden.
Ich gehe davon aus, dass du dich über die Radiojodtherapie gut informiert hast und mit den Rahmenbedingungen vertraut bist. Es kann auch niemand außer dir entscheiden, ob das für Tilly zumutbar ist.

Wenn vor der OP im Januar die SDÜ-Diagnose bei Tilly mit entsprechender Diagnose belegt wurde, dann ist mein Beitrag hier mehr oder weniger hinfällig. Obwohl ich es in dem Fall ggf. erst mit einem anderen Medikament versucht hätte, bevor ich zu einer so drastischen Maßnahme wie der OP gegriffen hätte. Und das wäre auch jetzt mein Ansatz: T3-Suppressionstest, ggf. Versuch mit einem anderen Medikament.

Ansonsten ist mir bei deiner Verlaufsschilderung in Anbetracht der gezeigten Werte sehr mulmig.
 
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AW: Wieder Hyperthyreose bei Tilly

Hallo Iris,

ich greife mal einige deiner Punkte auf, anscheinend haette ich in meinem ersten Beitrag mehr ins Detaill gehen muessen.

Das in der OP entfernte Gewebe ist histologisch untersucht und Hyperplasie festgestellt worden. Ob die Laesionen endokrin aktiv waren ist natuerlich nicht mit 100%iger Sicherheit zu sagen, aber die involvierten TAs halten es fuer sehr wahrscheinlich. Eine weitere Indikation, war eine Vergroesserung der SD beim Abtasten, schon im Oktober 2009.

Was die Carbimazol/Methimazol Geschichte angeht: es gibt inzwischen Studien zu beiden in Katzen in denen eine hepatotoxische Wirkung beschrieben worden ist. In der humanen Literature verursachen beide Medikamente Cholestasis. In der Katze weiss man den genauen Wirkmechanismus nicht. Humane Patienten haben mit Erfolg in den wenigen beschriebenen Faellen auf Propylthiouracil wechseln koennen. Da Propylthiouracil auch heptatotoxische Effekte produziert, aber andere ("hepatocellular injury"), vermuten die Wissenschaftler eine allergische Reaktion der Leber in beiden Faellen. Mehr Informationen konnte ich nicht finden. Basierend auf diesen Informationen habe ich mich gegen weitere Versuche mit diesen Medikamenten entschieden.

Die korrekte Diagnose von SDÜ im Frühstadium ist hier in Deutschland und auch in Nordamerika ein grosses Problem. Ich zitiere hier mal (indirekt) Dr. Hodgkins (Link), die genau das sagt was meine Internistin auch sagt (das hervorgehobene ist von mir):

"In a conversation with Dr. Hogkins, I noted my misgivings and I got quite the education. T4 values in an older cat (over age ten) should not *just* be in the reference range, but in the lower half to third of the reference range and decreasing over time. Other ailments, such as CRF (kidney disease), IBD (inflammatory bowel disease), etc. deflate T4 values as well as age."

Ich wuerde den Rest des Blogs (und die Kommentare) auch noch empfehlen - der ist sehr interessant was die Fruehdiagnose betrifft.

Ich werde natuerlich vom Szintigramm (ein besserer SD-Funktionstest als der T3-Suppressions-Test), was vor der Radiojod-Behandlung gemacht wird, berichten. Ich wuerde, ehrlich gesagt, vom Stuhl fallen wenn es keinen eindeutig positiven Befund gaebe.
 
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