AW: T4 steigt kontinuierlich
Hallo Hildegard,
Gewichtsverlust, Übelkeit, Erbrechen und epileptische Anfälle haben wir hier schon wegen anderer Erkrankungen. Na, wenn jetzt noch eine der Miezen ständig gereizt auf mich reagiert, lass ich T4 und TSH früher überprüfen.
bei so vielen Symptomen und Krankheiten ist das ja immer immens schwer, irgendwas voneinander abzugrenzen. Und die SDÜ ist eine Erkrankung, die sich nicht so leicht fassen lässt.
T4 und fT4 haben an und für sich eine ähnliche Aussagekraft. Allerdings wird der T4 durch andere, parallel vorliegende Krankheiten oft gedrückt und sieht dann niedriger aus, als er eigentlich ist (Stichwort: euthyroid sick syndrom). Der fT4 soll diesbezüglich etwas weniger "störanfällig" sein. Deshalb kann es ganz hilfreich sein, den fT4 zur Kontrolle mitbestimmen zu lassen.
Den TSH messen zu lassen, wäre an und für sich sinnvoll, allein: Die Labore bestimmen den Wert nicht für Katzen. Idexx hat es nach wie vor nicht im Leistungsverzeichnis, und ich habe diesen Wert auch noch nie gesehen. Meine Bücher halten sich dazu auch sehr knapp. Ich wüsste also nicht, dass irgendein Labor diesen Wert für Katzen überhaupt anbietet :-(
Der diagnostische Königsweg besteht eigentlich in einer Szintigrafie. Das machen meines Wissens in Deutschland derzeit nur ein oder zwei Tierkliniken, und die Katze muss dafür stationär aufgenommen werden.
So viel als Input zur Diagnostik.
Als Graubereich bei der Diagnose der SDÜ gelten Werte für T4/fT4 im oberen Drittel der Referenz. Und der Verdacht drängt sich natürlich umso eher auf, wenn die Katze symptomatisch ist... was sich für Benny kaum sagen lässt, eben weil er auch so schon genug am Ballen hat.
Im Grunde legen die Werte von Benny und Blue-Blue den Verdacht auf eine SDÜ nicht unbedingt nahe. Aus Berichten über Szintigrafien - u.a. auch hier von Kirsten mit Tilly - habe ich allerdings gelernt, dass auch bei eigentlich unverdächtigen Werten schon eine SDÜ vorliegen kann... oder jedenfalls per Szintigrafie öfter diagnostiziert wird. (Ich bin da noch ein bisschen skeptisch, denn ähnlich wie beim SpecFpl kommt es mir so vor, als würde mit dem Einzug der "technischen" Möglichkeit der Diagnostik die Krankheit unwahrscheinlich häufig diagnostiziert.) Ich finde auf die Schnelle Kirstens Thema dazu nicht mehr, aber wenn ich mich richtig erinnere, hat sie eine Spezialistin sinngemäß mit der Aussage zitiert, dass bei älteren Katzen der T4/fT4 sinken sollte, und ein kontinuierlicher Anstieg für eine SDÜ spräche. Man muss hier aber einwenden, dass die Schilddrüse nicht gleichmäßig arbeitet, sondern über Tag und auch über Wochen hinweg "Wellen schlägt".
Als Pragmatikerin würde ich an deiner Stelle evtl. den fT4 nachbestellen und beim nächsten BB dann beide Werte - T4 und fT4 - bestimmen lassen. Es ist aber wirklich fraglich, ab welcher Höhe, wenn die Werte noch in der Referenz liegen, man sicher von einer SDÜ ausgehen kann (eigentlich nämlich nicht, wenn die Katze nicht auch noch eindeutige Symptome zeigt), und ab welcher Höhe der Werte man ggf. medikamentös behandeln sollte und mit welchen Zielwerten. In der Praxis sieht es so aus, dass wenn eine SDÜ auffällig und diagnostiziert wird, die Werte meistens deutlich über der Referenz liegen. Es ist mir noch nicht begegnet, dass eine SDÜ-verdächtige Katze mit Werten innerhalb der Referenz mit Carbimazol o.a. behandelt worden wäre.
Kirsten hat mit ihrer Tilly nach SDÜ-Diagnose durch Szintigrafie eine Radiojodtherapie gemacht. Im deutschsprachigen Raum liest man jetzt auch vereinzelt davon, in Deutschland wird es - wie die Szintigrafie - nur an ein oder zwei Tierkliniken angeboten. Meinen Blue, der ja nun ganz sicher eine SDÜ hat, würde ich allerdings nie aus den Händen geben. Wenn es allerdings jetzt meine Daleth wäre (nämlich ansonsten ganz gesund), dann würde ich darüber nachdenken.