EPI und Enzympräparate

Quellen: Elfriede aus der 7kl Liste, Solvay-Arzneimittel, Almapharm, Laboklin, Anja mit Tinka

In Zusammenhang von Diabetes, also auch Katzendiabetes, wird häufig auch eine Verdauungsschwierigkeit festgestellt, welche wiederum oftmals eine Exokrine-Pankreas-Insuffizienz als Ursache hat.

Deutliche, äußere Anzeichen sind:

  • Vermehrte Nahrungsaufnahme
  • Weicher Stuhl / teilweise flüssig
  • Heller Stuhl / teilweise fast weiß
  • Schubweises Auftreten der ungewöhnlichen Stuhlmerkmale
  • Gewichtsverlust

Naturwunder Pankreas (Exokrine Funktion)

Exokrine Funktion der Pankreas (Bauchspeicheldrüse). Das Produkt der exokrinen Funktion ist der Verdauungssaft. Täglich werden bestimmte Mengen an diesem Pankreassaft an den Zwölffingerdarm abgegeben (beim Menschen in etwa 2 Liter/Tag).

Die hauptsächlichen Funktionsträger dieses Saftes sind sie sogenannten Pankreas-Enzyme. Sie dienen letztlich der Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratverdauung. Der Saft gelangt also in den Dünndarm und durch bestimmte Mechanismen und Inhaltsstoffe wird der aus dem Magen kommende saure Speisebrei neutralisiert (alkalisch) was eine optimale Umgebungsbedingung ist, für die Wirkung der Verdauungsenzyme. Für jeden Nährstoff (Fett / Eiweiß/ Kohlehydrate) stehen die entsprechenden, speziellen Enzyme zur Verfügung die den Nährstoff dann in seine kleinsten Bausteine aufspalten .

Diese Aufspaltung ist die Voraussetzung zur Aufnahme (Resorption) der Nährstoffe durch die Dünndarmschleimhaut in das Blut oder die Lymphe. Die zerlegten Nährstoffe können dann also zur Energiegewinnung oder zum Aufbau von Körpersubstanz genutzt werden.

Vorgehen bei EPI Symptomen

Zunächst mal sollte mittels einer Kotprobe (Mehrfachproben) der Verdauungsgrad festgestellt werden. Ist dieser auffällig, kann man einen TLI ("trypsinogen-like immunreactivity") Bluttest machen lassen. Dieser wird bekanntlich bisher nur in USA durchgeführt und man sollte sich daher mit dem TA vorher absprechen. Aber neuerdings, bietet auch Laboklin diesen Test in Deutschland an. Infos findet man hier.

Soweit mir bekannt ist, ist das einzige Behandlungsmittel der Wahl: extern Enzyme zuführen die die Verdauung unterstützen. Wie beim Menschen auch ist die Dosierung dem Krankheitsbild und der Schwere anzupassen. Es gibt da verschiedene Mittel auf dem Markt, in bezug auf Katzen, haben sich bisher folgende Mittel insbesondere bewährt:

  • Kreon, Microperls für Kinder
  • Almazyme-K

Natürlich gibt es noch andere Enzym-Mittel wie z.B. Pankreatin-Albrecht, aber ich konnte in der Literatur nur etwas in bezug auf Hunde und die entsprechende Dosierung finden. Zudem, kenn ich niemanden aus den Diabetes-Listen der Erfahrung damit hat.

Sollten diese Enzyme in der Folge zu keinem Erfolg führen, man aber EPI diagnostiziert hat, kann es auch daran liegen das der pH-Wert im Darm nicht den optimalen Zustand hat und die Enzyme somit nicht recht wirken können. Sollte dies feststehen und diagnostiziert sein, kann man zusätzlich Magensäureblocker zuführen die man gemeinsam mit den Enzymen anbietet. Angeblich soll es auch Enzyme pflanzlichen Ursprungs geben, die hier dann eine Alternative wären. Dieses würde dann kombiniert werden mit herkömmlichen Enzymepräparat im verhältnis 1:3 also, 1/3 Anteil pflanzliche Enzyme + 2/3 tierische.

Enzympräparate: Gabe, Dosierung und Ernährung

Das Pankreas-Enzym Präparat sollte während der Nahrungsaufnahme eingenommen werden. Falsch ist es das Präparat vor oder nach dem Essen einzunehmen. Auch sollte es bei jeder Mahlzeit eingenommen werden, eine Einmaleinahme am Tag, hat keinen gewünschten Effekt.

Die Ernährung sollte vitaminreich sein und möglichst einfach verdaulich. In der Humanmedizin würde man fettarm und Kohlenhydratereiche Kost verordnen, aber die Katze ist ja anders strukturiert und somit nicht unbedingt damit vergleichbar. Kohlenhydratreich wäre zudem kontraindiziert zur Diabetes und entspricht eh nicht der Natur der Katze.

Da Katzen also Carnivoren sind, welche nur einen sehr geringen Anteil an Kohlehydraten in Speisen vorfinden sollten, aber vor allem Fleisch, erscheint es logisch, was Elfriede aus der 7kl Liste mal schrieb, nämlich das ein Enzympräparat mit mehr Protease-Enzyme (welche die Eiweiß-Spaltung, sprich Verdauung ermöglichen) unter Umständen besser geeignet ist für Katzen als ein solches mit dem Hauptaugenmerk auf Kohlehydrat-Enzymen (Amylase).

Die zwei meist verwendeten Enzympräparate gerade in bezug auf Katzen (Kreon-Microperls/Almazyme-K) sind diesbezüglich zwar unterschiedlich, aber nicht eindeutig qualifizierbar. Letztlich bleibt also die Entscheidung es zu versuchen und zu schauen was möglicherweise besser anschlägt.

Enzympräparate im Detail

  1. Kreon

    Kreon ist ein Enzympräparat Markenname der Firma Solvay-Arzneimittel. Kreon ist aus Schweinepankreas hergestellt und enthält die Enzyme:

    • Amylase (Kohlehydratverdauung)
    • Lipase (Fettverdauung)
    • Protease ( Eiweißverdauung)

    Kreon gibt es verschiedenen Darreichungsformen. Die am meisten empfohlene Form zur Anwendung bei Katzen ist: Kreon, Microperls für Kinder. Es handelt sich dabei um ein kleines Glas-Fläschchen mit kleinen Microperls (ähnlich wie sog. Globulis). Ein mitgelieferter Messbecher gibt Aufschluß über die Portionierungen. Enzym-Anteil von Kreon (in Einheiten):

    • Amylase 3.600
    • Lipase 5.000
    • Protease 200

    Kreon Microperls bestehen aus einem säureumantelten Schutzfilm. Dieser verhindert das sich die Enzyme sozusagen schon im Magen ausbreiten. Außerdem verhindert die Ummantelung den Kontakt zur Schleimhaut. Deshalb sollten die Microperls auch im Ganzen geschluckt werden, um auch eine Reizung der Schleimhäute durch die Enzyme zu verhindern.

    Man sollte zudem die Tagesmenge auf alle Mahlzeiten verteilen, am besten man mischt es unters Nassfutter. Da Katzen dies meist eher schlingen als ordentlich kauen, werden die Microperls auch unbeschädigt aufgenommen und in den Darm transportiert.

    Wie erwähnt gibt es noch andere Darreichungsformen und Stärken. Dies sind meist Gelatine-Kapseln, welche die einzelnen Microperls beinhalten. Man kann diese Kapseln durchaus öffnen und die Microperls dann unters Futter streuen.

    Was die Anfangsdosis angeht wird meist 1/2 bis 1 Messlöffel pro Mahlzeit empfohlen. Claudia mit Pebbles z.B. verwendet auf den Tag insgesamt 3 Messlöffel, es ist also immer unterschiedlich.

    Mir ist nicht ganz klar was zu besseren Ergebnissen führt und ob ein Zuviel an bestimmten Enzymen irgendwelche negativen Nebenwirkungen auslöst. Aber ich denke mal rein logisch, möglicherweise aber auch naiv: die Microperls für Kinder beinhalten 200 IE Protease. Das entspricht 4% vom Hauptanteil: Lipase (Fettverdauungsenzyme). Andere Dosierungsstärken zeigen da z.B. 6% Proteasen-Anteil. Natürlich mit stärkeren Gesamt-Dosierungen auch der Amylase und Lipase Enzyme. Wenn ich also statt Microperls für Kinder etwas höher dosierte Kapseln nehme, erhöht sich die Eiweiß-Enzym Dosis, was ja nicht schlecht ist wenn es benötigt wird, aber natürlich erhöht sich gleichzeitig auch die Enzymdosis der anderen Enzyme. Aber, das Verhältnis würde sich etwas zugunsten der Protease-Enzyme verbessern. Selber habe ich da allerdings noch keine "Versuche" gestartet, eventuell mal ein Thema den TA zu fragen.

    Noch eine Bemerkung zum Umstrittenen Inhaltsstoff von Kreon:

    • Der Weichmacherstoff Dibutylphthalat steht unter dem Verdacht, Fehlgeburten bzw. Entwicklungsstörungen bei Kleinkindern zu verursachen. In Tierversuchen in den USA kam es hier zu prozentual erhöhten Auffälligkeiten.
    • Basierend darauf hat die EU Grenzwerte für die Höchstmengen dieses Weichmachers in Mitteln festgelegt.
    • Diese wurden zudem, jüngst nochmals sicherheitshalber deutlich verschärft, sprich erniedrigt.
    • Ein Verbot für die Verwendung in Kosmetika, Kinderspielzeug und Babyartikeln wurde in Kraft gesetzt.
    • Allerdings gilt dieses Verbot nicht für Medikamente. Näheres siehe hier.
    • Kreon steht auch auf der Liste von Medikamenten, welche geringe Mengen dieses Weichmachers enthalten.
    • Allerdings, es werden explizit nur die Kreon-Kapseln als solche definiert, von Kreon-Microperls wird nichts erwähnt.
    • Zudem ist stark anzunehmen, daß wenn in den Microperls für Kinder tatsächlich dieser Weichmacher auch drin wäre, ob er die Höchstgrenze auch nur annähernd erreicht oder nicht.
    • Um fair zu bleiben, müßte man dies Hinterfragen und abklären. Da jedoch schon einige im Diabetes-Forum auch längerfristige Erfahrungen mit Kreon-Microperls gemacht haben und keiner bisher irgendwelche negativen Symptome feststellen konnte ist es nicht undenkbar, wenn man es für sein Liebling einsetzt. Wir jedenfalls tuen es bzw. taten es, wir wechseln immer mal wieder zwischen Kreon und Almazyme, aber ohne wissenschaftlichen Hintergrund, einfach weil wir noch experimentieren.

  2. Almazyme-K

    Die umfangreichste Info gibt es hierzu hier. Deshalb ist die folgende Information auch etwas kürzer und reißt nur ganz kurz ein paar Themen an.

    In Almazyme-K sind folgende Enzyme drin:

    • Amylase 6.125 Einheiten
    • Lipase 7.500 Einheiten
    • Protease 370 Einheiten
    • Bromelain 8 mg/g
    • Papain 6 mg/g
    • Trypsin (keine Mengenangabe)
    • Chymotrypsin (keine Mengenangabe)

    Mit anderen Worten, Almazyme-K enthält zu den Proteasen noch zusätzlich Eiweißpaltende Enzyme Bromelain und Papain. Das scheint eine gute Voraussetzung zu sein für das Verdauungssystem der Katze.

    Allerdings enthält Almazyme-K noch andere Stoffe die zwar an sich gut sind, aber nicht von allen Katzen vertragen werden. Somit kann es sein das manche Katzen dadurch noch mehr Durchfall bekommen oder gar kötzlen. Dies muß ausprobiert werden, ist also keine große Sache dies abzuchecken.

    Almazyme-K ist ein Pulver welches unter das Futter gemischt wird. In der Beschreibung steht zwar, daß man es 1x pro Tag geben soll, aber ich kann mir das nicht richtig vorstellen, denn wenn ich Enzyme richtig verstanden habe, braucht man sie bei jeder Nahrungsaufnahme, als Verdauungsunterstützung. Also sollte man Almazyme-K auch bei jeder Mahlzeit geben. Unser Tizi bekommt einen Messlöffel pro Mahlzeit (2 Hauptmahlzeiten/Tag). Andere kommen gut mit 1/2 Messlöffel pro Mahlzeit hin.

    Man sagt auch, daß bei dieser Art von sogenannten Vor-Verdauungs-Präparaten, die beste Wirkung erzielt wird, indem man das Pulver in lauwarmes Wasser auflöst und dann unters Futter mischt. Das Wasser soll angeblich die Wirkaktivität beschleunigen.

  3. Pancrex-Vet

    Dieses als Nahrungsmittelergänzung klassifizierte Enzym-Präparat gibt es in Tabletten und Pulver Form. Der Hersteller ist Pfizer-Veterinärbedarf, UK. Leider kann man dessen Homepage nur als Tierarzt besuchen. Und da es sonst keinerlei Informationen darüber zu finden gibt und auch keine Direktanfragen genügend beantwortet werden, ist es schwierig etwas genaueres hierüber zu erfahren.

    Aber, Anja mit Tinka verwendet dieses Präparat und konnte anhand des Beipackzettels doch einige interessante Informationen beisteuern.

    Es scheint, ähnlich wie das Almazyme-K ein Präparat zu sein, welches unter das Futter gemischt wird und das Futter sozusagen vor-verdaut. Es handelt sich also nicht, wie bei Kreon oder Pankreatin-Albrecht um ein Präparat welches entsprechende Enzyme direkt in den Darm transportiert um dort die Wirkung zu entfalten.

    Als Dosis konnte ich folgendes zusammentragen:

    • Tabletten: 1 Tablette/Mahlzeit, wobei einige bis zu 5 Mahlzeiten/Tag ansetzten.
    • Pulver: 1 g / Tag

    Auch hier gilt meines Erachtens: Enzyme bei jeder Mahlzeit geben, das heißt Tagesdosis u.U. auf mehrere Mahlzeiten verteilen. Und bei sogenannten Vor-Verdauungs-Enzymen diese in etwas lauwarmen Wasser auflösen und dann unters Futter geben. Durch das warme Wasser soll die Wirkstoff Aktivierung angekurbelt werden.

    Inhaltsstoffe an enzymischer Aktivität (Pulver mit BP Units per g Pulver) :

    • Amylase: 30.000
    • Lipase: 25.000
    • Protease: 1.400

    Auch hier gilt, nicht jede Katze "mag" es und läßt es sich auch unters Futter mischen. Es gilt halt dies im Einzelfall auszuprobieren.

    Was mit auffällt ist, daß bei diesem Präparat der Protease (Eiweiß) Anteil prozentual zu Amylase (Kohlenhydrat) und Lipase (Fett) doch etwas höher ist als z.B. Kreon Microperls oder Almazyme. Dies kann u.U. ein Vorteil sein, weil die Katzennahrung ja eiweißreich sein sollte. Die Gesamtdosis ist allerdings auch höher. Selbst wenn man durchschnittliche Tagesmengen vergleicht und nicht nur Einzeldosen.

    Die enzymischen Aktivitäts Anteile liegen in etwa zwischen den Kreon Kapseln 25.000 + 40.000. Ich habe noch nicht genügend Infos erhalten, inwieweit eine hohe Enzym-Dosis u.U. Nebenwirkungen aufzeigen kann. Da das Pancrex-Vet aber auch von einigen TÄ empfohlen wird, denke ich ist es durchaus einzureihen in die Liste der Alternativen.

    Zudem muß man bedenken, daß man bei einer Dosierung von 1g/Tag diese Menge auf die Mahlzeiten verteilt und somit zwar höher als bei Kreon-Microperls und Almazyme liegt, aber nicht ungeheuerlich.

  4. Pankreatin-Albrecht

    Es handelt sich hier um ein Präparat, welches so verstehe ich es, ähnlich arbeitet wie das Kreon. Das heißt die Enzyme sind in kleinen Magensaftresistenten Kügelchen gepresst und entfalten ihre volle Wirksamkeit im Darm.

    Die Kügelchen sind dabei in Kapseln dosiert, welche man aufbrechen kann und somit auf Futter streuen kann. Es ist nichts weiter erwähnt, aber ich vermute, die kleinen Kügelchen, sollten unzerkaut mit der Mahlzeit in den Körper gelangen, so daß sich die Enzyme erst im Darm ausbreiten und wirken können.

    Das Pankreas ist vom Schwein, getrocknet, gemahlen und zu Kügelchen gepresst. Über eine Zusammensetzung der Enzyme konnte ich nichts erfahren. Die gesamte Literatur beziehungsweise alle Informationen beziehen sich ausschließlich auf den Hund, somit auch jegliche Dosierungsangaben.

    Anwender bei Katzen berichteten folgendes zu einer möglichen Dosisempfehlung:

    • 1 Kapsel pro Tag, verteilt auf die Mahlzeiten

Bemerkungen

Ich konnte keine Hinweise in der Literatur finden, welche beschreiben, welche Art der Enzymzugabe (Magensaft-Resistente Kügelchen oder Mittel welches Vor-Verdaut) die bessere ist. Ich vermute jedoch daß man darüber keine eindeutige Aussage treffen kann. Auch konnte ich erfahren, daß die Wirksamkeit bei einzelnen Katzen völlig unterschiedlich ist. Die einen kommen sehr gut mit Produkt A klar, die anderen vertragen es gar nicht oder es wirkt nicht ausreichend. Hier gilt es wohl, auszustesten, bis man "sein" Mittel der Wahl gefunden hat.

Auch möchte ich darauf hinweisen, daß die Zusammensetzung von z.B. Kreon und Almazyme, zwar unterschiedlich ist, man aber vorsichtig sein sollte, aus der Zusammensetzung Rückschlüsse auf mögliche Wirkung zu schließen. Man muß immer auch den Wirkmechanismus einbeziehen, aber hierzu, wie gesagt konnte ich keine eindeutigen Vergleichs-Aussagen finden.

Autor: Holger mit Tiziano
Datum: Januar 2006