Infektionen und Antibiotika bei diabetischen Katzen

  • Wieso wirkt das Insulin schlechter, wenn die diabetische Katze unter einem Infekt leidet?
    Wenn das Immunsystem einen Erreger erkennt, setzt es Stresshormone wie Adrenalin und Cortison aus der Nebenniere frei. Diese Hormone übermitteln Signale zu den Körperzellen, die dadurch koordiniert auf den Erreger reagieren können. Die Stresshormone vermindern auch die Wirkung vom Insulin. Der Blutzucker steigt und damit auch der Insulinbedarf.
  • Wie werden Infektionen bei Diabetikern behandelt?
    Die grundlegende Empfehlung für Diabetiker lautet: Die Blutzuckerwerte müssen optimal eingestellt werden, damit das Risiko einer Infektion sinkt (genaue Erklärung). Gegen Bakterien werden Antibiotika eingesetzt.
  • Sollte ich nicht einfach warten, um zu sehen ob das Antibiotika "greift" und die hohen Blutzuckerwerte sinken, bevor ich die Insulindosis erhöhe?
    Nein, so eine Empfehlung würde kein Diabetes-erfahrener Tierarzt gegeben. Auch kein Humanmediziner. Bei schlecht eingestelltem Blutzucker verlaufen Infektionen schwerer und verschlechtern den Blutzuckerstoffwechsel zusätzlich. Eine vorsichtige, konsequente Insulindosis-Anpassung sollte vom ersten Tag an Teil einer Behandlung sein.
  • Leiden schlecht eingestellte diabetische Katzen häufiger an Infekten?
    Ja, schlecht eingestellte diabetische Katzen erkranken häufiger an Infekten z.B. Blasenentzündungen (der Zucker im Urin einer schlecht eingestellten Katze bietet ein ideales Wachstumsmedium fuer Bakterien). Hier kann ein Teufelskreis entstehen, wo eine Infektion die andere jagt, wenn als Teil der Behandlung einer Infektion die Blutzuckerwerte nicht unter Kontrolle gebracht werden.
  • Bei welchen Blutzuckerwerten entstehen Ketone im Urin (oder signifikant erhöhte Ketone im Blut)?
    Wir haben noch nie eine Katze im Forum gehabt, die bei täglichen Nadiren die deutlich <200 mg/dL lagen, Urinketone oder signifikant erhöhte Blutketone entwickelt hat. Sollte deine Katze schlecht eingestellt sein oder plötzlich höhere Werte entwickeln (mit oder ohne Infekt), solltest du täglich nach Ketonen messen.
  • Sind Ketone gefährlich?
    Ja! Ketone führen über kurz oder lang zu einer Ketoazidose, die oft tödlich endet. Im schlimmsten Fall dauert es nur wenige Stunden bis eine Katze von einer Ketose (also nur Ketone) in eine Ketoazidose schlittert (Stoffwechselentgleisung).

    Wenn du Ketone im Urin deiner Katze messen solltest, nimm sofort Kontakt mit deinem Tierarzt auf!

    Wenn du Ketone im Blut misst, solltest du folgendes beachten was aus dem humanmedizinischen Bereich stammt, aber auf Katzen gut übertragbar ist:

    • 0,1 - 1,0 mmol/L Blutketone: Akzeptabler Bereich für Ketonwerte. Behandele den erhöhten Blutzuckerwert entsprechend.
    • 1,1 - 3,0 mmol/L Blutketone: Der Tierarzt sollte informiert werden und die Katze sollte mit mehr Insulin behandelt werden, viel Flüssigkeit aufnehmen und genau überwacht werden um zu verhindern, dass die Ketonwerte weiter ansteigen. Die Ketonwerte sollten so schnell wie möglich wieder <= 1,0 mmol/L sinken.
    • >3,0 mmol/L Blutketone: Bei solchen Werten ist die Lage sehr gefährlich, da es sehr schnell zu einer Ketoazidose kommen kann. Der Tierarzt sollte sofort informiert und ein effekiver Behandlungsplan sollte sofort in Gang gesetzt werden.
    • N.B. Gut eingestellte Katzen haben Blutketone von 0,0 - 0,2 mmol/L.

    Die wichtigste Massnahme die du nehmen kannst, um die Ketone bei deiner Katze wieder los zu werden ist mehr Insulin zu geben. Es gibt auch noch weitere Massnahmen (z.B. eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme), aber mehr Insulin ist fast immer die wichtigste.
  • Meine Katze bekommt schon 4 IE Lantus (2x pro Tag) und die Blutzuckerwerte sind unbeweglich hoch - sie hat doch bestimmt einen Infekt?
    Nein, nicht unbedingt. Es hat schon sehr viele Katzen in diesem Forum gegeben, die wesentlich mehr Insulin benötigt haben ohne an einem Infekt zu leiden. Glukosetoxizität sollte immer in Betracht gezogen werden.
  • Kann ich meiner Katze nicht einfach "auf Verdacht" Antibiotika geben?
    Nein, eine ordentliche Diagnostik sollte bei unbeweglich hohen Blutzuckerwerten immer beim Tierarzt gemacht werden um zu erkunden, ob/welche Antibiotika überhaupt nötig sind. Eine unnötige Gabe von Antibiotika, oder die falsche Wahl von Antibiotika (z.B. bei resistenten Keimen) ist belastend für die Katze und möglicherweise auch noch gefährlich.
  • Ab wann gilt eine Katze überhaupt als Insulin-resistent?
    Insulinresistent ist eine Katze ab einer Dosis von 1,5-2,5 IE/kg/Spritze, d.h. man spricht bei einer Katze, die z.B. 5 kg wiegt, erst von einer Insulinresistenz, wenn die Insulindosis 7,5 IE (bis 12,5 IE) 2x pro Tag übersteigt. Ab einer solchen Dosis wird eine ausführliche Diagnostik benötigt um festzustellen wodurch die Insulinresistenz entsteht.

Wo gibt es noch weitere Infos zu diesem Thema?

Autorin: Kirsten mit Tilly
Datum: März 2008