Einführung

Diabetes mellitus (DM) bei Katzen folgt den gleichen Mechanismen wie Diabetes bei jedem Säugetier.

An DM erkrankte Katzen fallen ihrem Besitzer auch durch die typischen Symptome:

  • vermehrter Durst (Polydipsie),
  • vermehrter Harnabsatz (Polyurie),
  • vermehrte Nahrungsaufnahme (Polyphagie),
  • und trotzdem fortschreitende Abmagerung

auf. Im fortgeschrittenen Stadium kann es auch zu einem platingraden Gang, einer Durchtrittigkeit der Hinterbeine und verminderter Sprungfestigkeit kommen, bedingt durch eine Nervenschädigung (diabetische Neuropathie). Die typische Linsentrübung (Katarakt) findet man hingegen selten bei Katzen.

Es treten zum größten Teil DM-Erkrankungen des Typs 2 mit teilweise vollständiger Erholung (Remission) und seltener des Typs 1 ohne Remissionsmöglichkeit, da die Betazellen der Bauchspeicheldrüse bei diesem Typ irreversibel zerstört sind, auf. Die Unterscheidung der Typen ist nicht definitiv nachweisbar bis zu einer eventuellen eintretenden Remission.

Das Besondere an Katzen ist, dass sie sich bei einer DM-Erkrankung nicht so leicht einstellen lassen wie Mensch oder Hund, deshalb wird die Therapie bei Katzendiabetes auch von Tierärzten als schwierige Behandlung eingestuft. Das liegt zum einen daran, dass Katzen Insulin viel schneller verstoffwechseln als andere Spezies, die Wirkprofile der üblichen Insuline sind aber an Menschen erprobt und auf Katzen nicht übertragbar. Auch humane 24-Std-Insuline werden von Katzen mehrheitlich im 12-Stunden Abstand benötigt. Zum anderen reagieren Katzen leicht auf Stress mit einem Anstieg des Bluzuckers (streßbedingte Hyperglykämie), was eine Insulineinstellung in der Tierarztpraxis erschwert; die dort gemessenen Glukosewerte sind meist nicht aussagekräftig. Eine Einstellung auf Insulin gelingt besser, wenn der Halter die Glukosekurven der Katze zuhause ermittelt. Dazu können handelsübliche Messgeräte der Humanmedizin verwendet werden (Hometesting).

Die Diagnose Diabetes sollte wegen der erwähnten Sensibilität der Katzenglukose durch einen Fruktosaminwert gestellt werden, nur dieser Wert erlaubt eine Einschätzung des durchschnittlichen Blutzuckerpegels der letzten zwei bis drei Wochen. Zusätzlich sollte bei der Diagnose eine Schildrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) mittels T4 Bestimmung ausgeschlossen werden, da sich hier die Symptome ähneln und der Fruktosaminwert bei bestehender Schildrüsenüberfunktion auch nicht aussagekräftig ist. Ein grosses Blutbild ist auch zu empfehlen.

Über folgende Begleit- oder Folgekrankheiten des Diabetes mellitus bei Katzen sollte sich jeder Behandler informieren.

Komplikationen:

Folgeerkrankungen:

Die ideale Therapie erfolgt mit Insulin in der gewohnten Umgebung der Katze unter Kontrolle des Blutzuckers (Hometesting) und der Überprüfung des Urins auf Ketone.

In der Regel wird der Katze eine angemessene Dosis Insulin zweimal täglich im Abstand von 12 Stunden unter die Haut (subcutan) injiziert. Diese recht einfache Behandlung kann man sich anfangs vom Tierarzt zeigen lassen und wird in der Regel gut von Katzen akzeptiert: man formt mit den Fingern aus dem Katzenfell ein "Zelt" und sticht die Spritze waagerecht hinein (Video). Diese Technik soll vermeiden, unbeabsichtigt Muskelgewebe zu treffen und damit Schmerzen auszulösen. Nach etwas Übung nimmt diese Prozedur nur noch wenige Minuten in Anspruch. Die Stellen zum Spritzen können im Nackenbereich über dem Schulterblatt oder an der Flanke sein, wichtig ist hier, immer die Stelle zu wechseln, damit sich keine Entzündungen und Verhärtungen entwickeln können. Die Flanke ist wesentlich besser durchblutet und deswegen besser geeignet, als der Nackenbereich.

Die Insulindosis zum Anfang der Behandlung oder Startdosierung richtet sich nach dem Körpergewicht der Katze (bei übergewichtigen Katzen wird das Idealgewicht zugrunde gelegt) und dem durchschnittlichen Blutglukosespiegel. Leider ist sind in der Praxis noch häufig überhöhte Startdosierungen anzutreffen, werden Sie deshalb kritisch, wenn die Dosis 0,5 IE pro kg/Katze übersteigt. In den meisten Fällen hat sich eine Dosierung von 0,25 IE pro kg/Katze mit langsamer Steigerung über Wochen als erfolgreich erwiesen. Für Katzen sind neben dem Caninsulin® sämtliche Humaninsuline, Rinderinsuline und langwirkende Insulinanaloga anwendbar (umgewidmet). Neuere Studien haben gezeigt, dass langwirkende Insuline bessere Erfolge bei Katzen verzeichnen, besonders sind hier die Insulinanaloga Lantus® und Levemir® zu nennen.

Der Einsatz oraler Antidiabetika ist leider für Katzen nicht gut geeignet. Zum einen ist die Wirkung meistens unbefriedigend, was mit dem schnelleren Stoffwechsel zusammenhängt, zum anderen ist die tägliche Verabreichung einer Tablette weitaus schwieriger bei der Katze als eine Spritze zu geben. Vereinzelt gab es allerdings Erfolge bei sehr schwer einstellbaren Katzen mit einer Kombination aus beiden Mitteln.

Zusätzlich zur Insulintherapie ist auch die Ernährung zu beachten, alle Futter mit einem hohen Kohlehydratanteil (Getreide) und Zusatzstoffen wie Zucker, Stärke usw. sind nicht gut geeignet. Ein Futter für diabetische Katzen sollte feucht sein (Trockenfutter enthält naturgemäß zuviel Getreide) und einen hohen Proteinanteil, möglichst kein Getreide aufweisen. Das Diätfutter von Ihrem Tierarzt ist nicht unbedingt besser als normales hochwertiges Nassfutter, dass frei im Handel erhältlich ist. Sie werden den Unterschied selbst feststellen können, wenn Sie zuhause den Blutzucker kontrollieren.

Autorin: Barbara mit Zorro
Datum: März 2006 , überarbeitet Februar 2009